Ist Werner De Schepper ein Sex-Grüsel?

Von Alexander Müller veröffentlicht am 20. Dezember 2017 | 4.611 mal gesehen

Werner De Schepper steht offenbar unter Verdacht über längere Zeit mehrere Mitarbeiterinnen sexuell belästigt zu haben. Dies berichtet persoenlich.com, das Kommunikationsportal der Schweizer Kommunikationswirtschaft und bezieht sich dabei auf einen Artikel im «Tages-Anzeiger». Gestützt auf zwölf Quellen soll Werner De Schepper Mitarbeiterinnen bedrängt und an Po, Beinen oder Brust berührt haben. Dies soll am Arbeitsplatz, im Lift, an Firmenfesten und im öffentlichen Raum geschehen sein und teilweise von Dritten bezeugt sein. Mehrmals soll es überdies zu ungewollten Küssen gekommen sein. Manche Frauen sollen auch die Doppelmoral des Katholiken De Schepper beklagt haben.

Werner De Schepper
Bild: Ausschnitt Artikel auf Persoenlich.com

Was mich erstaunt ist, wie in der Schweizer Medienlandschaft darüber berichtet wird. Es wird nämlich kaum berichtet. Der Blick der noch vor wenigen Tagen über mehrere Wochen in einer regelrechten Hetzkampagne über den  deswegen mittlerweile vom Amt zurückgetretenen CVP-Nationalrat Yannick Buttet berichtete, hüllt sich in Schweigen. Buttet kam ins Visier der Hetzzeitung weil er alkoholisiert und wahrscheinlich im Liebeskummer nachts bei seiner Ex-Geliebten geklingelt hat. Andere Zeitungen tun es dem Blick gleich und schweigen ebenfalls. Einzig der Tagesanzeiger hat quasi unter vorgehaltener Hand darüber berichtet, den entsprechenden Artikel aber hinter einen Paywall versteckt. Er kann also nur von Abonnenten oder gegen Bezahlung online gelesen werden. Keine einzige Zeitung hat die Frage aufgeworfen ob Werner De Schepper angesichts der gegen ihn erhobenen Vorwürfe noch als Co-Chefredaktor der Schweizer Illustrierten tragbar ist. Bei Buttet wurde diese Frage von Blick jedoch umgehend gestellt.

Was ist da los mit der Schweizer Presse? Diese Ungleichbehandlung in der Medienberichterstattung ist schon sehr auffällig weil frappant. Es liegt wahrscheinlich daran, dass Werner De Schepper Journalist ist. Er ist Co-Chefredaktor der Schweizer Illustrierten, zuvor war er Chefredaktor beim Blick. Er war also verantwortlicher Chef für eine der grössten Hetzzeitungen der Schweiz.

Während Yannick Buttet in einer regelrechten Hetzkampagne unter dem Vorwand von Moral und Ethik vom Blick quasi zum Rücktritt gezwungen wurde, wird bei Werner De Schepper einfach weggeschaut. Dies obwohl ihm ähnliche Verfehlungen vorgeworfen werden. Hier wird deutlich wie verlogen die Medienberichterstattung in der Schweiz ist. Es wird mit zweierlei Mass gemessen, je nachdem gegen wen Vorwürfe erhoben werden. Auch der Tagesanzeiger hat seine Artikel über Yannick Buttet  nicht hinter einer Paywall versteckt, denn es sollten ja möglichst viele Menschen mitkriegen was Buttet vorgeworfen wird.

Ebenfalls interessant ist wie lethargisch die Öffentlichkeit diese ungleiche Medienberichterstattung hinnimmt. Die meisten Zeitungsleser hetzen also offenbar hauptsächlich gegen jene Leute, die ihnen von der Mainstreampresse häppchenweise zum Frass vorgeworfen werden. Wenn die Presse über jemanden nicht berichtet, hält sich die Kritik gegen diese Person hingegen in engen Grenzen. Selbst wenn es sich dabei um einen hochstehenden und bekannten Journalisten mit Führungsfunktion handelt. Das ist schon erstaunlich und in Hinblick auf den Zustand unserer Gesellschaft äusserst beängstigend.

Sex-Grüsel
Bei Weinstein war der Blick schnell mit dem Begriff Sex-Grüsel zur Stelle. Über den ehemaligen Blick-Chef, dem Ähnliches vorgeworfen wird, wird hingegen geschwiegen.

Mich bestärkt das in meiner Haltung, dass wir keine vom Staat subventionierte Presse und TV-Sender brauchen. Denn die Schweizer Medien berichten nicht fair, sie berichten einseitig und unausgewogen. Ich weigere mich deshalb strickt auch nur eine einzige Zeitung zu abonnieren. Auch die Artikel, die sich hinter einer Paywall verstecken schaue ich mir aus Prinzip nicht an. Deshalb beziehe ich mich in diesem Artikel auch explizit auf die Informationen, welche auf Persoenlich.com zu lesen sind. Ich will auch nicht, dass eine solch unfaire Berichterstattung mit Steuergeldern gefördert wird. Daher werde ich auch klar für die NoBillag-Initiative stimmen.