Passionsspiel im Zürcher Niederdorf

Von Alexander Müller veröffentlicht am 3. April 2010 | 5.178 mal gesehen

KreuzigungJunge Christen erinnerten am Karfreitag im Zürcher Niederdorf mit einem Passionsspiel an die Leiden und die Kreuzigung von Jesus Christus. Sie führten eine Prozession durch, bei der ein Jesus-Darsteller ein Kreuz vom Zürcher Central durch das Niederdorf bis zum Bellevue trug. Ähnliche Passionspiele werden auch auf den Philippinen durchgeführt. Die Aktion wurde von Vertretern der protestantischen und der katholischen Kirche kritisiert. Ich finde die Aktion gut.

Heute kennen viele Leute die Bedeutung von Karfreitag und Ostern nicht mehr. Sie kennen nur noch die farbigen Ostereier und den Osterhasen. Mit einem Passionsspiel am Karfreitag kann man den Leuten die Bedeutung dieses Tages auf einprägsame Weise vermitteln. Dann wissen sie wenigstens weshalb sie einen freien Tag geniessen können.

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5 Gedanken zu „Passionsspiel im Zürcher Niederdorf“

  1. Seht her, der Zombie-Kult stellt seinen Legenden in Zürich zur Schau. Was würde man wohl sagen, wenn so etwas die Hindus, Scientologen, Buddisten oder Muslime machen wollten.

  2. Wenn schiitische Muslime in der Schweiz während des Aschura-Fests im Niederdorf zu Ehren ihres Imams Hüseyin eine blutige Prozession veranstalten würden, gäbe es sicher kritische Stimmen. Ich würde es auch kritisieren, zumal dort echtes Blut fliessen würde. Allerdings gäbe es dann aus linken und eventuell sogar kirchlichen Kreisen und von der eidgenössischen Rassismuskommission möglicherweise auch gegen die Kritiker gerichtete Stimmen.

    Meine Ansicht ist folgende:
    Die Schweiz ist immer „noch“ ein liberales christliches Land. Der Stellenwert des Christentums ist in der Schweiz höher zu Gewichten als jener von anderen Religionen oder abstruser Sekten wie Scientology. Vergessen wir nicht, dass wir dem aufgeklärten liberalen Christentum (dem Protestantismus) einiges zu verdanken haben. Ohne die Protestanten wäre unser Bundesstaat 1848 nicht gegründet worden! Selbst die „humanitäre Tradition“ unseres Landes geht auf das Christentum zurück! Das Rote Kreuz wurde von Protestanten gegründet! (Achtung: Das rote Kreuz ist das Negativ der Schweizer Flagge. Protestanten haben in der Regel keine Kreuze.)

    Wäre die Schweiz ein Land mit jahrhundertealter islamischer Tradition, sie wäre mit Sicherheit nicht so liberal. Es gäbe weder bekennende Atheisten, solche Leute würden öffentlich hingerichtet, noch eine Demokratie wie wir sie kennen. Möglicherweise würden hier auch mehr islamische Fundamentalisten wie Illi und verschleierte Frauen herumlaufen. Auch müsste man mit wesentlich mehr Menschenrechtsverletzungen rechnen. Staatlich geduldete Polygamie wäre sicherlich auch denkbar. Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau könnten wir vergessen.

  3. Bin ja eher selten mit den Beiträgen hier einverstanden – aber dieses Mal, also im Unterstreichen der Bedeutung von Karfreitag und Ostern und was das „liberale Christentum“ gebracht hat, schon.

    Gerade der Einwurf von @Stefan Mauerhofer („Zombie-Kult“) zeigt deutlich, dass man vom Zentrum des christlichen Glaubens ganz offensichtlich nicht viel – oder gar nichts begriffen hat.

  4. „Der Stellenwert des Christentums ist in der Schweiz höher zu Gewichten als jener von anderen Religionen oder abstruser Sekten wie Scientology.“

    Und wieso eigentlich. Ich kann in der Budnesverfassung einen solchen Passus nicht finden.
    Na das erklärt ja auch, wieso klerikale Kinderschänder nicht der Justiz zugeführt werden.

  5. Ohne liberales Christentum (Protestantismus) gäbe es die Bundesverfassung bzw. den Bundesstaat nicht. Der Bundesstaat wurde im Sonderbundskrieg von 1847 gegen den Willen der Katholiken durchgesetzt und 1848 gegründet.

    Die Schweiz ist ein liberales christliches Land, in dem christliches Brauchtum, christliche Sitten und von einer römisch-christlichen Rechtsprechung geprägte Gesetze gelten.

    Selbst die Aufklärung, von deren Errungenschaften die Wissenschaft profitiert hat, ist auf ein liberales Christentum zurückzuführen. Mit der Übersetzung der Bibel in die Sprache der Gläubigen (Reformation, Protestantismus) hat diese begonnen. Denn von dem Zeitpunkt an haben die Gläubigen begonnen Dinge wie den Ablasshandel der katholischen Kirche zu hinterfragen. Sie haben nicht mehr einfach alles was die zölibatären Kinderschänder vorgegeben haben für bare Münze genommen. Die absolute Macht der katholischen Kirche in Westeuropa war gebrochen. In diesem Umfeld konnte die Wissenschaft gedeihen. Katholisch-konservative Mächte unterlagen mit ihrem veralteten Kriegsgerät reformierten Kräften. Siehe Untergang der spanischen Armada vor der Küste Englands. Auch die Industriealisierung geht auf das liberale Christentum zurück. Sie begann im anglikanisch-protestantischen England und setzte sich kurz darauf auch in der Schweiz fort. Zugewanderte Protestanten aus Frankreich (aus Frankreich geflohene Hugenotten) legten den Grundstein für die Schweizer Uhrenindustrie. Auch in der Ostschweiz begannen Protestanten begünstigt durch die protestantische Arbeitsmoral und Kapitalallokation mit der Industriealisierung.

    Es gibt einen guten Spruch, der die protestantische Arbeitsmoral treffend wiedergibt:
    „Schaffe, schaffe, Häusle baue und nid noch de Weible (auch Mädle) schaua. Und wenn unser Häusle stoht, dann gids no lang kei rua. Do spare mir, do spare mir für en Geissbock und a Chua.“

    Protestanten betrachten alles was ihnen im Leben an Gütern zufällt als von Gott gegeben. Sie sehen sich als Verwalter der ihnen verliehenen Güter Gottes. Folglich sehen sie es als ihre Pflicht an die Güter Gottes bestmöglich zu verwalten und zu vermehren. Wer Gott gefallen will, ist fleissig. Spenden werden nicht an die grosse Glocke gehängt, es wird anonym gespendet. Prunk und Protz ist ihnen zuwider.

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