Kleidervorschriften für Touristen

Von Alexander Müller veröffentlicht am 29. September 2013 | 3.830 mal gesehen

Das Vermummungsverbot im Kanton Tessin lässt Vertreter der Schweizer Tourismus-Industrie bangen. Sie fürchten den Verlust ihrer solventen Kundschaft aus den monarchisch und theokratisch regierten Oelstaaten im Nahen Osten. Ich halte diese Befürchtung für unbegründet, denn bereits das Bauverbot für Minarette hatte keine spürbaren Folgen für die Schweizer Tourismusindustrie. Ausserdem darf darauf gehofft werden, dass vom Vermummungsverbot betroffene Touristen Verständnis für die Kleidervorschriften im Kanton Tessin haben. Schiesslich kommen viele selber aus Staaten, die Kleidervorschriften für Touristen kennen. Dies zeigt die nachfolgende Auflistung von Reiseempfehlungen des eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten:

  • Bahrain ist ein arabisch/muslimisches Land. Passen Sie Kleidung und Verhalten den lokalen Gepflogenheiten sowie den religiösen und nationalen Empfindungen an.
  • Saudi-Arabien ist ein konservatives arabisch/muslimisches Land. Passen Sie Kleidung und Verhalten den lokalen Gepflogenheiten sowie den religiösen und nationalen Empfindungen an.
  • Katar ist ein konservatives arabisch/muslimisches Land. Passen Sie Kleidung und Verhalten den lokalen Gepflogenheiten sowie den religiösen und nationalen Empfindungen an.
  • Die Malediven sind ein muslimisches Land. Respektieren Sie die religiösen Moralvorstellungen und passen Sie Verhalten und Kleidung auch an den Stränden den lokalen Gepflogenheiten an.
  • Iran ist ein konservativ-muslimisches Land. Passen Sie Kleidung und Verhalten den lokalen Gepflogenheiten sowie den religiösen und nationalen Empfindungen an. Frauen sind einem strikten Verhaltenskodex unterworfen, dessen Nichtbefolgung zu Schwierigkeiten mit der Religionspolizei führen kann, bis hin zur Verhaftung.
  • Les Emirats Arabes Unis sont un pays musulman. Il est recommandé d’adapter son comportement et sa tenue vestimentaire aux us et coutumes locaux ainsi qu’aux sensibilités religieuses. Il faut absolument éviter de tenir des propos désobligeants à l’égard de la famille régnante ou de l’Islam.
  • In Brunei ist der Islam Staatsreligion. Passen Sie Kleidung und Verhalten den lokalen Gepflogenheiten sowie den religiösen und nationalen Empfindungen an. Verzichten Sie auf gelbe Kleidungsstücke, denn diese Farbe ist dem Sultan vorbehalten.
  • Oman ist ein muslimisches Land. Passen Sie Kleidung und Verhalten den lokalen Gepflogenheiten an.
  • La Jordanie est un pays musulman. Adaptez votre comportement et votre tenue vestimentaire aux sensibilités religieuses et aux us et coutumes locaux. En cas de liaison amoureuse et/ou de mariage entre un étranger/une étrangère et un Jordanien/une Jordanienne, il faut impérativement respecter les règles de conduite et les lois islamiques.
  • Pakistan ist ein muslimisches Land. Passen Sie Ihr Verhalten und Ihre Kleidung den lokalen Gepflogenheiten und den religiösen Empfindungen an. Radfahrer in leichter Bekleidung (unbedeckte Beine etc.) sind in abgelegenen Gebieten wiederholt mit Steinen beworfen worden.
  • Le Koweït est un pays arabe musulman traditionaliste. Il est recommandé d’adapter son comportement et sa tenue vestimentaire aux us et coutumes locaux ainsi qu’aux sensibilités religieuses et nationales.
  • La Malaisie est majoritairement un pays musulman. Veillez à adopter un comportement et une tenue vestimentaire conformes aux us et coutumes locaux, en particulier à l’extérieur des grandes agglomérations et des sites touristiques. En cas de mariage entre un étranger/une étrangère et un Malaisien/une Malaisienne de confession musulmane, les lois et les règles de conduite islamiques doivent être observées.
  • L’Indonésie est un pays musulman. Adaptez votre tenue vestimentaire et votre comportement aux us et coutumes locaux et respectez les sensibilités religieuses et nationales. La Charia (loi islamique) est appliquée dans la province d’Aceh (île de Sumatra).
  • Le Maroc est un pays musulman. Adaptez votre comportement et votre tenue vestimentaire aux us et coutumes locaux. Evitez d’aborder des thèmes politiques et religieux et ne photographiez personne sans son accord.
  • L’Algérie est un pays musulman présentant différents courants religieux, qui vont des mouvances libérales aux ultra-orthodoxes. Il est recommandé d’adapter son comportement et sa tenue vestimentaire aux us et coutumes locaux.
  • La Libye est un pays musulman. Adaptez le comportement et la tenue vestimentaire aux us et coutumes locaux.
  • usw. usf.

Quelle

In Saudi-Arabien müssen Ausländer offenbar sogar befürchten bei Nichtbeachtung des Ramadan aus dem Land gewiesen zu werden, wie DIE WELT berichtet. Wer solch strenge Regeln in seinem Land hat, der dürfte doch Verständnis dafür haben, wenn es auch in der Schweiz Regeln gibt, die es einzuhalten gilt. Oder sind es unsere kulturellen Besonderheiten nicht wert, dass man darauf Rücksicht nimmt?

Rate this post

7 Gedanken zu „Kleidervorschriften für Touristen“

  1. Es war doch in Sudi Arabien, wo kürzlich eine Norwegerin vergewaltigt wurde und sich an die Polizei wandte. Folge: sie wurde verhaftet und sie sei selbst schuld. Alles aufgrund der Sharia.

    Und bei uns machte sich ein Tourismusdirektorin (ausgerechnet!) darüber Sorgen, dass Gäste aus genannten Ländern wegbleiben.

    Die soll mal in Saudi Arabien öffentlich eine Kette mit Kreuz tragen, dann wird sie sehr schnell sehen, was die mit solchen Touristen machen.

    Eigentlich ist diese ‚Verkleidungsdiskussion‘ absurd, aber leider muss sie geführt werden, denn sie reicht in den möglichen Folgen weit über die Burka hinaus und ist eben als politisch zu betrachten.

    Nichts anderes ist nämlich diese ‚Sackverkleidung‘, die ich als u.a. salafistischen Reli.-Opportunismus verstehe, wobei diese Kleidung mit dem Koran nichts, aber garnichts zu tun hat, aber viel mit lokalen Sitten der Herkunftsländer. Und hier herrschen eben andere Sitten. Wem das nicht gefällt, muss nicht herkommen.

    Ist ja auch ein unglaublicher Fortschritt, dass in Saudi Arabien Frauen Handball in ‚vollen Ornat‘ spielen dürfen. Dürfen!!!!

  2. Nachtrag: die Touristendirektorin macht sich m. E. zum Popanz von archaischen Machomethoden. Und das ausgerechnet als Frau!

  3. Hast Du einen Beleg für das „bei weitem“? Wie hoch schätzt Du die Anzahl der Frauen ein, die sich nicht freiwllig verhüllen?

    Wobei das Vorgehen der SP-Frauen weit sinnvoller ist als ein pauschales Verbot. Die sogenannten „Burka-Tyrannen“ würden bei einem Verbot ihre Frauen einfach nicht mehr auf die Strasse lassen. Wobei ich immer noch der Meinung bin das es sich in der Schweiz um kein echtes Problem handelt.

  4. Das was die SP-Frauen wollen, ist naiv. Was, wenn betroffene Frauen nicht gegen ihre Ehemänner aussagen, weil sie Schläge und Ausgrenzung aus der Familie und der Glaubensgemeinschaft befürchten?

    Wie hoch ich das „bei weitem“ einschätze? Es muss meiner Meinung nach in die Milliarden gehen. Alle Frauen, die sonst nie in ihrem Leben ein Kopftuch oder gar einen Schleier tragen und dies wie Micheline Calmy Rey dann plötzlich tun, weil sie in ein Land reisen wo das gesetzlich verlangt wird, dürften dies lediglich wegen dem Gesetz tun. Oder meinst du, dass Micheline Calmy Rey bei ihrem Staatsbesuch im Iran, das Kopftuch aus religiöser Überzeugung getragen hat?

    Was meinst du Frank? Hat die britische Soldatin, die vor ein paar Jahren von Iranern gefangen genommen wurde das Kopftuch freiwillig angezogen?

  5. Wir reden hier über die Burka, nicht über Kopftücher.Ein Kopftuch fällt nicht unter das Burkaverbot. Das Burkaverbot als „Vermummungsverbot“ betrifft nur Gesichtsverhüllung durch Burka oder Niqab.

    Es gibt rund 1.5 Milliarden Muslime auf der Welt. Deine Einschätzung von „Milliarden“ unter die Burka gezwungener Frauen zeigt, das Dir trotz Deines Austritts aus der SVP rechtspopulistische Übertreibungen und Dramatisierungen doch noch im Blut liegen.

    Natürlich hat Frau Calmy-Rey das Kopftuch bei ihrem Iran-Besuch nicht aus religiöser Überzeugung getragen, sondern hat sich als Gast an die Gebräuche des Gastgeberlandes angepasst. Wobei ein Kopftuch jetzt kein grösseres „Opfer“ ist als z. B. das tragen langer Hosen oder langärmeliger Hemden. Das Verhüllen von Frauenhaaren hat übrigens auch eine lange christliche Tradition.

    Die Idee der SP-Frauen ist ähnlich naiv wie die Idee durch ein Burkaverbot in der Schweiz irgendwas zur Befreiung unterdrückter muslimischer Frauen beitragen zu können. Der Unterschied liegt jedoch darin das die Idee der SP-Frauen an der richtigen Stelle ansetzt: nämlich bei den Männern die das Burkatragen erzwingen.

  6. Ich frage mich nach dem Arena-Auftritt von Frau Illy, ob sie wie ihre Sympathisantinnen nicht evtl. gar mit ihrem Outfit provozieren müssen, damit im Background Parralell-Gesellschaft in Ruhe (auf)bauen können (Europaplatz Bern entsteht derzeit ein neues Haus der Relgionen).

Kommentare sind geschlossen.