Jugendanwaltschaft beugt sich Druck der Medien

Von Alexander Müller veröffentlicht am 2. September 2013 | 2.467 mal gesehen

Laut einem Communiqué der Oberjugendanwaltschaft des Kantons Zürich soll der Messerstecher Carlos in eine geschlossene Institution verlegt worden sein. Die Oberjugendanwaltschaft begründet den Entscheid mit der grossen Medienaufmerksamkeit. Dank dieser habe die Öffentlichkeit die Wohnsituation und den Aufenthaltsort von Carlos erfahren. Offenbar fühlt sich die Jugendanwaltschaft ertappt.

Mir stellt sich die Frage, was das für eine Jugendanwaltschaft ist, die ihre Entscheide aufgrund von medialem Druck fällt. Kann man so eine Jugendanwaltschaft noch ernst nehmen? Vergessen wir nicht, es war Hansueli Gürber, der leitende Jugendanwalt für die Stadt Zürich, der mit seinem Auftritt im Schweizer Fernsehen für ein mediales Interesse gesorgt hat. Dass der Aufenthaltsort von Carlos bekannt wird, nachdem er sich mit Carlos beim Thaibox-Training bei einem Weltmeister hat zeigen lassen, hätte Güber eigentlich klar sein müssen. Denn so naiv darf ein leitender Jugendanwalt eigentlich nicht sein.

Sozialwahn? Hansueli Gürber, leitender Jugendanwalt Stadt Zürich, bei der Arbeit
Hansueli Gürber, leitender Jugendanwalt Stadt Zürich, bei der Arbeit

Die Jugendanwaltschaft des Kantons Zürich beschäftigte laut Geschäftsbericht im Jahr 2012 rund 83 Personen und verursachte Kosten in der Höhe von rund 45 Millionen Franken. Wie wir inzwischen wissen sind einige Ausgaben der Jugendanwaltschaft umstritten, siehe Fall Carlos. Die Wendung im Fall Carlos wirft weitere Fragen auf. Entweder hatten die Verantwortlichen nicht den Mumm öffentlich zu ihren Entscheiden zu stehen oder aber sie haben erkannt, dass sie bei Carlos einen Fehler gemacht haben.

Ich vermute, dass es noch mehr Fälle wie jenen von Carlos gibt. Meiner Meinung nach zeigt der Fall von Carlos exemplarisch auf, dass das Jugendstrafrecht revidiert werden muss. Auch die Jugendanwaltschaft ist nun  genau unter die Lupe zu nehmen. Diesen Leuten muss genau auf die Finger geschaut werden. Hier ist die Politik gefordert. Liebe Wählerinnen und Wähler, denkt bei den nächsten Wahlen daran. Hansueli Gürber ist SP-Mitglied und Justizdirektor Martin Graf ist ein Grüner.