Roger Schawinski und das Bankgeheimnis

Von Alexander Müller veröffentlicht am 10. Januar 2012 | 3.219 mal gesehen

Heute war Roger Köppel auf SF1 zu Gast in der Talk Show von Roger Schawinski. Dabei warf Schawinski Köppel vor in Deutschland das Schweizer Bankgeheimnis verteidigt zu haben und nun selber von einer Bankgeheimnisverletzung profitiert zu haben.

Offensichtlich fehlt es Roger Schwawinski an der Fähigkeit zu differenzieren. Als Köppel in Deutschland das Schweizer Bankgeheimnis verteidigte, ging es um einen Fall, bei dem der deutsche Staat zu einem Verbrechen angestiftet hat um an gestohlene Bankdaten zu kommen. Konkret hat der deutsche Bundesnachrichtendienst für gestohlene Bankdaten eine Prämie in Aussicht gestellt. Ein Bankangstellter liess sich dann vom verlockenden Angebot dazu hinreissen Bankdaten zu stehlen um sie dem deutschen Staat auszuhändigen. Brisant ist diese Sache deshalb, weil ein Staat als Hüter des Gesetzes Gesetze achten sollte und sie nicht selber brechen sollte.

Beim Fall Hildebrand war die Sache komplett anders. Ein Mitarbeiter der Bank Sarasin übergab aus Gewissensgründen vertrauliche Bankdaten an einen Vertrauensmann, der diese an Christoph Blocher weiterleitete. Dieser wiederum leitete die Daten an die zuständige Bundesrätin weiter. Entscheidend ist, dass es dabei nie um Geld oder einen persönlichen Profit ging. Es ging einzig darum Missstände aufzudecken. Der Wistleblower nahm dabei sogar seine fristlose Entlassung in Kauf.

Das Roger Schawinski den Fall Hildebrand nun mit der CD-Affäre mit Deutschland vergleicht, ist unredlich. Roger Schawinski kennt offensichtlich den Unterschied zwischen Diebstahl aus Raffgier und Wistleblowing nicht. Leider ist Roger Schawinski damit in der Medienlandschaft nicht alleine. Zahlreiche Journalisten der Printmedien versuchten den Fall Hildebrand herunterzuspielen indem sie Hildebrand einen Glorienschein verpassten und jene, welche die Misstände aufdeckten als „Anschwärzer“ hinstellten.

Bei der Talk Show kreuzte ein Vertreter des Enthüllungs- und Recherchejournalismus die Klinge mit einem Vertreter des Boulevard- und Unterhaltungsjournalismus. Roger Schawinski hat sich dabei eindeutig als Vertreter des Boulevard- und Unterhaltungsjournalismus hervorgetan. Schawinski scheint ein Mensch zu sein, der an der Wahrheit nicht interessiert ist und versucht seine Gesprächspartner manipulativ aus der Reserve zu locken.

So hielt es Schwawinski für notwendig auf den vermeintlichen „Rechtsrutsch“ von Roger Köppel hinzuweisen. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Hinweis ein Vorwurf war. Aufgefallen sind mir auch die Sticheleien und pseudopsychologischen Andeutungen von Roger Schawinski. So versuchte Schawinski seinen Gesprächspartner Köppel mehrmals mit Anspielungen auf dessen Kindheit aus der Fassung zu bringen. Zum Glück erfolglos. Solche Sticheleien hat nur nötig, wer keine Argumente hat.

Rate this post

5 Gedanken zu „Roger Schawinski und das Bankgeheimnis“

  1. Jagt der Deutsche Staat mit diesen Daten nicht Personen, die in Deutschland die Steuern hinterzogen haben? Und ist Steuerhinterziehung in Deutschland nicht eine Straftat?

    Natürlich kann man beide Fälle nicht 1:1 verlgeichen, die Absicht des Whistleblowers ist nobel. Trotzdem ist es natürlich höchst heikel wenn man es gutheisst, dass Gesetze gebrochen werden je nach Motiv des „Täters“.

  2. also ich persönlich finde whistleblowing nannte man früher ein verrat und das ist es auch und somit genau so schlimm wie derjenige der was unrechtmässiges gemacht hat. darum find ichs absolut in Ordnung wenn dieser IT’ler gefeuert wurde und nun auch in die kiste muss.
    genauso bin ich aber auch dafür dass dieser hildebrand zu billig davong ekommen ist – ein rücktritt ist nichts. in anderen länder wäre der nationalbankchef wenn er insiderhandel betrieben hat oder seine angehöre in die kiste gewandert – dabei spielts keine rolle ob 10 oder 10’000’000’000 gewinn gemacht wurde…

    und übrigens der schawi ist genauso ein relikt aus alter zeit wie der blocher – beiden sieht man die jahre an und beide machen nur noch mist und gehören eigentlich ins altersheim deponiert…..

  3. Jonas, ich habe doch jetzt klar aufgezeigt wo bei der CD-Affäre das Problem lag. Hier nochmals:

    Ein Staat ist der Hüter der Gesetze. Statt Gesetze zu brechen sollte er für deren Einhaltung besorgt sein. Anstiftung zu einer Straftat indem man eine Belohung in Aussicht stellt ist eine Straftat. Sowas sollte zumindest ein Rechtstaat also unterlassen.

    Nochmals zum Unterschied zwischen dem Fall Hildebrand und der CD-Affäre:
    Wenn jemand Bankdaten aus Raffgier stielt, weil er von einem Staat dafür bezahlt wird, dann ist das verwerflich und ein Verbrechen. Wenn jemand aber aus Gewissensgründen auf ein mögliches Vergehen bzw. auf Missstände hinweist, dann ist das aus ethischer und moralischer Sicht sogar löblich.

    Besonders stossend ist, dass Hildebrand von den Massenmedien einen Glorienschein verpasst bekommt während dem Wistleblower ein Strafprozess droht. Was für ein Signal wird hier gesetzt? Welche Kultur wird so gefördert? Eine scheinheilige Kultur, bei der Misstände unter den Teppich gekehrt und verschwiegen werden.

    Die Massenmedien, insbesondere die Printmedien sind ihrer gesellschaftlichen Verantwortung im Fall Hildebrand nicht nachgekommen. Sie haben Hildebrand trotz offensichtlicher Verfehlungen in den Himmel gelobt und jene, welche die Missstände aufgedeckt haben in ein falsches Licht gestellt. Ein solcher Journalismus verspielt seine Glaubwürdigkeit.

  4. Der Vergleich mit der CD-Affäre hat mit dem Fall Hildebrand überhaupt nichts zu tun !
    Persönlichkeitsschutz, Datenschutz und Bankgeheimnis hören dort auf, wie sie zur Vertuschung einer Unredlichkeit missbraucht werden – das ist nicht nur von mir, sondern wurde auch von Daniel Jositsch, immerhin Professor für Strafrecht, ganz konkret so bestätigt.

    Jositsch muöchte ich an dieser Stelle mal ein Kompliment machen: seine Aussagen, dass die Parteienpolitisierung der Hildebrand-Affäre sowie das völlige (bewusst in Kauf genommene) Versagen der Überwachungsstellen inkl. Bundesrat schädlicher seien als die Affäre selbst ist nicht nur richtig, sondern auch mutig. Und aBR Christoph Blocher hat er ausdrücklich attestiert, dass dieser sich korrekt verhalten habe, korrekter ginge es gar nicht. Er hat damit, im Gegensatz zu vielen Anderen, darauf verzichtet, einen politischen Gegner schlecht zu machen und diesen stattdessen sachlich korrekt in Schutz genommen – das ehrt Herrn Jositsch, und es wäre zu wünschen, dass sich alle Politiker an diesr Haltung ein Beispiel nehmen würden !

  5. Das Interview hat gezeigt, dass es für Roger Schawinski an der Zeit ist, zu gehen!
    Ein Bravo an Roger Köppel, er ist auf seinem Standpunkt geblieben,und hat gezeigt,dass Schawinski neben ihm kein Brot hat.
    Es ist wirklich wie im Mittelalter, wo man den Boten umgebracht hat, wenn die Nachricht schlecht war. Man will unbedingt die heile Welt ,also verändert man die Tatsachen, damit es passt.Viel schlimmer als die Glaubwürdigkeit von Journalisten finde ich die Glaubwürdigkeit unserer Regierung!

Kommentare sind geschlossen.