Neue Atomkraftwerke sind sicherer als alte

Von Alexander Müller veröffentlicht am 14. März 2011 | 3.359 mal gesehen

Kann man ein 40 Jahre altes Atomkraftwerk wie in Fukushima mit einem modernen Atomkraftwerk überhaupt vergleichen? Haben heutige Autos immer noch den gleichen Sicherheitsstandard wie Autos aus den 1960er und 1970er Jahren? Sind heutige Autos immer noch die gleichen Dreckschleudern wie die damaligen Autos? Irgendwie kommt mir das bei der ganzen Diskussion etwas zu kurz. Die Leute tun ja gerade so als ob die Schweiz genauso in einer exponierten Gefahrenzone in Bezug auf Erdbeben, Vulkane und Tsunamis liegt wie Japan. Sie tun so als ob die Technik in den letzten 40 Jahren stehen geblieben ist.

Auf der Webseite des Kernkraftwerks Leibstadt habe ich folgende Information gefunden:

Wie jede andere Technik entwickelt sich die zivile Kerntechnik laufend weiter. Fachleute unterscheiden bisher vier Generationen von Kernkraftwerken bzw. Atomkraftwerken. Die heute in der Schweiz in Betrieb stehenden Anlagen gehören zur zweiten Generation.

An die Kernkraftwerke der dritten Generation stellen Konstrukteure und Behörden den Anspruch, dass selbst im schlimmstmöglichen Störfall – so unwahrscheinlich er auch sein mag – die Auswirkungen auf die Anlage beschränkt bleiben. Radioaktive Stoffe dürfen auch in diesem Fall nur in so kleinen Mengen aus der Anlage entweichen, dass die Gefahren für Mensch und Umwelt sehr gering bleiben.

Eine innovative Entwicklung der letzten Jahrzehnte sind die sogenannten passiven Sicherheitssysteme. Sie basieren auf Naturgesetzen wie beispielsweise der Schwerkraft. Im Unterschied zu aktiven Sicherheitssystemen benötigen passive Systeme keine Pumpen oder motorgetriebenen Ventile und funktionieren ohne Energiezufuhr von aussen. Im Falle einer schweren Fehlfunktion im Kraftwerk erfüllen sie ihre Aufgabe auch ohne Eingriffe durch Mensch oder Technik. Viele der Reaktorsysteme der dritten Generation enthalten solche passive Sicherheitssysteme.

AP1000, ESBWR und SWR1000 zeichnen sich durch passive, von Schwerkraft und natürlicher Konvektion (Wärmeübertragung thermischer Energie) angetriebene Sicherheitssysteme aus, die ohne äussere Energiezufuhr funktionieren. Im Falle einer schweren Fehlfunktion könnten diese Anlagen während drei Tagen ohne Eingriff der Operateure sich selbst überlassen werden, ohne dass es zu einer gefährlichen Situation kommt. Im Fall eines Kernschmelzens könnte die Schmelze im Reaktordruckgefäss zurückgehalten und die Wärme abgeführt werden.  Quelle

Mir fehlen noch Aussagen zur Erdbebensicherheit bzw. Schutzmassnahmen gegen Flugzeugabstürze und Terroranschläge. Denkbar wäre allenfalls eine Abwehrvorrichtung in Form eines Waffensystems. (automatische Schnellfeuerkanonen, Abwehrraketen, Reaktivpanzerungen usw.)

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6 Gedanken zu „Neue Atomkraftwerke sind sicherer als alte“

  1. Jene, die immer wieder gerne Österreich als Beispiel dafür heranziehen, dass es auch ohne AKW’s ginge sollten sich einmal überlegen woher die Österreicher ihren Strom beziehen. Das Lesen dieses Artikels könnte helfen.

    Die Österreichische Elektrizitäts-Wirtschafts-AG will in großen Mengen Strom aus der Ukraine beziehen und als Gegenleistung bei der Modernisierung der dortigen Kohle- und Gaskraftwerke sowie beim Bau und der Sanierung von Wärmekraftwerken helfen. (…) Wenn zum Beispiel Österreich Strom ausgerechnet von der Ukraine (Tschernobyl!) bezieht, verzögert es in unzulässiger Weise den dringend notwendigen Nachrüstungsprozeß.“

  2. *gähn* Ja und wenn man vor 40 Jahren angefangen hätte erneuerbare Energien besser zu erforschen, dann müsste man sich heute weniger Gedanken um die Folgekosten von Atomenergie machen…. oder so?
    Wie wärs, wenn wir die Brennstäbe in deinem Haus lagern? Der Steuerzahler wäre dankbar!

  3. Liebe(r) Flospi, es ist dringend davon abzuraten radioaktive Brennstäbe in Wohnhäusern zu lagern. Kühlschrank und mit kaltem Wasser gefüllte Badewanne reichen zur Kühlung der Brennstäbe definitiv nicht aus.

    Zu den erneuerbaren Energien: Ich bin davon überzeugt, dass man mit nachhaltigen und erneuerbaren Energien sowie gezielten Massnahmen wie z.B. Minergiehäusern etc. im privaten Bereich einiges machen kann. Ich denke da vorallem an Solarenergie, Wärmepumpen usw. Allerdings habe ich so meine Zweifel ob diese Energien zuverlässig genug für eine Industrie ist, die konkurrenzfähig bleiben will.

    Was man vor 40 Jahren gemacht hat oder unterlassen hat liegt ausserhalb meiner Verantwortung. Ich bin noch nicht 40 Jahre alt. 😉 Als ich ein Teenager war, gab es in der Schweiz eine Solar-Euphorie. Bastler präsentierten ihre stümperhaft aber mit viel Enthusiasmus gefertigten Solarfahrzeuge und veranstalteten eine Tour de Sol. Inzwischen sind ca. 20 Jahre vergangen. Es gibt immer noch kein Solarfahrzeug, welches dem Porsche 911 oder einem Offroader Konkurrenz machen kann. Selbst in Bezug auf das Sexappeal können diese leisen mit Solarenergie betriebenen Seifenkisten nicht überzeugen. Da ist eine Harley Davidson mit lautem Sound wesentlich überzeugender. Solarmobile können allenfalls Kutschen und anderen Pferdegespannen Konkurrenz machen. Damit kann man allensfalls Leute überzeugen, die sich zurück ins 19. Jahrhundert sehnen. Einige spröde Technikfreaks und Steinzeitgrüne, die mit selbstgestricktem Pullover und Jesus-Gesundheitslatschen herumlaufen eventuell ebenfalls.

    1. Zum Offroader und zum 911 möchte ich zum einen gerne mal die Frage nach der Suffizienz stellen, zum anderen auf die Limousinen und Sportwagen von Tesla hinweisen, die in der Porsche-Klasse locker mitspielen.

  4. Zur Sicherheit gegen Erdbeben und vor Projektilen (Flugzeuge, herumfliegende Trümmer bei Tornados, ..) gibt es eine ziemlich vernichtende interne Bewertung der US-Atomaufsicht:
    anti-atom-piraten

    Ein leitender Mitarbeiter weist darauf hin, dass die Integrität des Rektorgebäudes nicht gewährleistet werden kann, insbesondere kann die Sicherheit nicht gewährleistet werden, gegenüber Ereignissen wie dem Einschlag eines Flugzeugs oder eines durch Stürme oder Explosion aufgewirbelten Projektils. Die zugrunde liegenden Annahmen und Berechnungen sind nach seiner Analyse offensichtlich falsch oder ausserordentlich fragwürdig. Auch die Erdbebensicherheit des Gebäudes kann nicht nachgewiesen werden. Das Gebäude erfüllt grundlegende Normen nicht und ist damit nicht genehmigungsfähig.

  5. Herr Stemke, ich habe mir Ihren Link zur Anti-Atom-Lobbyistenseite angesehen. Dort ist von drei wesentlichen Mängeln die Rede, die aber meiner Ansicht nach behoben werden können. Somit sehe ich kein Problem. Ich denke, dass Sicherheitsbestimmungen heute einen höheren Stellenwert haben als in den 1960er und 1970er Jahren, entsprechend sollten moderne AKWs auch sicherer sein.

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