Längere Ladenöffnungszeiten

Von Alexander Müller veröffentlicht am 10. März 2013 | 3.650 mal gesehen

Eine bürgerliche Mehrheit möchte die Ladenöffnungszeiten für die ganze Schweiz mit liberaleren Ladenöffnungszeiten neu regeln. Ich befürworte eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. Denn ich verspreche mir davon Vorteile für den Detailhandel und die Konsumenten.

Die Konsumenten profitieren von einer Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten weil sie so auch am späteren Abend oder am Sonntag einkaufen können. Der Detailhandel profitiert weil er sich damit kundenfreundlicher positionieren kann und so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz im angrenzenden Ausland hat. Dadurch kann unter Umständen sogar der Einkaufstourismus nach Deutschland eingedämmt werden.

Gegen liberalere Ladenöffnungszeiten wehren sich Linke, Gewerkschaften und Kirchenfürsten. Linke und Gewerkschaften haben leider den Nutzen längerer Ladenöffnungszeiten nicht erkannt. Die Kirchenverbände befürchten wahrscheinlich leere Kirchen wenn ein Teil der Bevölkerung am Sonntag arbeitet und ein anderer Teil am Sonntag einkaufen geht.

Ich halte die Argumente der Gegner einer Liberalisierung für verlogen. Man muss einfach sehen, dass auch in anderen Branchen am Sonntag gearbeitet wird. Man denke an die Polizei, die Gastronomie, das Gesundheitswesen, die Feuerwehr und den öffentlichen Verkehr. Selbst Linksgrüne, Gewerkschafter und Kirchenfürsten, haben kein Problem damit wenn Leute am Sonntag arbeiten müssen, damit der öffentliche Verkehr am Wochenende funktioniert. Auch hat niemand etwas dagegen wenn Ärzte am Sonntag arbeiten oder man am Sonntag in einem Restaurant etwas essen kann.

Wenn Kirchen am Sonntag leer bleiben, dann hat das wenig mit längeren Ladenöffnungszeiten zu tun. Viele Kirchen sind ja bereits jetzt, also bereits vor der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten, leer.

Leere_Kirchen

Wie sehen Sie das lieber Leser? Ich freue mich auf Ihre Argumente.

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7 Gedanken zu „Längere Ladenöffnungszeiten“

  1. Vorschriften über Ladenöffnungszeitem sind nichts weiter als das Kampfmittel der grossen Ladenketten gegen die kleinen Ladenbesitzer: ginge es wirklich um „humane“ Arbeitszeiten für Ladenangestellte, dann würde ein Gesetz gemacht, welches den Ladeninhaber zur Respektierung der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit seiner Angestellten zwingt, ihm selber aber erlauben würde, nach eigenem Gusto seinen Laden zu öffnen und zu schliessen, solange er seine Angestellten nicht zu Überzeit verpflichtet.
    Aber eben: dann hätten die Grossen einen Wettbewerbsnachteil gegenüber den kleinen Einmann-Läden – was allerdings in meinen Augen sogar eine gute Sache wäre ..

  2. Die Argumentation: Andere müssen schliesslich auch arbeiten, hinkt aus folgenden Gründen: Man kann ein Krankenhaus nicht einfach sonntags schliessen. Oder soll man den Patienten sagen: Na, kommt jetzt mal alleine klar? Man kann auch nicht einfach ein Feuer brennen lassen. Und kriminelle Subjekte würden sich sicher freuen, wenn die Polizei sonntags einfach mal blau macht. Die Gastronomie hat oft einen anderen Ruhetag, den sie einhält. Einkaufen am Sonntag muss allerdings niemand. Man hat sechs Tage Zeit einzukaufen, da braucht doch niemand zu erzählen, dass man unbedingt am Sonntag einkaufen muss. Und auch das Gerede von Wirtschaft funktioniert nicht: Denn der Mensch hat nicht mehr Geld nur weil der Laden länger geöffnet ist. Kann mir jemand erklären, warum es für die Wirtschaft besser ist, wenn ich mein Geld am Sonntag ausgebe statt am Montag?

  3. Herr Fessler, Ihre Argumentation hinkt. Auch die Nachtclubs, Bars und Restaurants könnten abends und an den Wochenenden geschlossen haben. Schliesslich muss am Wochenende auch niemand in den Ausgang gehen.

    Es geht in der Wirtschaft darum Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn nun gewisse Menschen das Bedürfnis haben am Wochenende einkaufen gehen zu wollen, so ist dieses Bedürfnis genauso gerechtfertigt wie das Bedürfnis von anderen am Wochenende in eine Disco zu gehen.

    Massgebend aus meiner Sicht ist, dass es Anbieter gibt, die bereit sind freiwillig diese Bedürfnisse zu befriedigen. Es versteht sich von selbst, dass auch eine Verkäuferin in einem Laden ebenfalls Ruhezeiten hat. Es gilt in der Schweiz in der Regel die Fünftagewoche, dies unabhängig davon ob nun jemand am Wochenende arbeitet oder nicht.

    Bundesgesetz über die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel

    Artikel 9 Wöchentliche Höchstarbeitszeit

    1 Die wöchentliche Höchstarbeitszeit beträgt:
    a. 45 Stunden für Arbeitnehmer in industriellen Betrieben sowie für Büropersonal, technische und andere Angestellte, mit Einschluss des Verkaufspersonals in Grossbetrieben des Detailhandels;
    b. 50 Stunden für alle übrigen Arbeitnehmer.

  4. Frau Fessler;-) Ja, das ist wohl richtig so. Ein Nachtclub ist allerdings (wie der Name so treffend zeigt) in der Nacht geäffnet und morgens geschlossen. Da kommt auch niemand auf die Idee zu sagen: Aber die könnten doch den ganzen Tag offen sein. Restaurants haben oft auch einen Ruhetag den sie einhalten. Tatsache ist, dass die Gastronomie deshalb am Wochenende offen sind, weil die Leute frei haben und deshalb Zeit haben Essen zu gehen.

    Natürlich geht es bei der Wirtschaft um die Befriedigung von Bedürfnissen. Aber das Schweizer volk hat in mehreren kantonalen Abstimmungen gegen längere Ladenöffnungszeiten gestimmt. Dann ist es wohl doch so kein grosses Bedürfnis wie sich das manche wünschen würden.

    Dass sich manche Arbeitgeber freuen würden über eine Liberalisierung ist mir vollkommen klar. Die treibenden Kräfte müssen dann ja auch noch bis acht Uhr abends an der Kasse stehen oder sich am Sonntag aus den Bett quälen. Die Vorstellung, dass sich die Arbeitgeber dann auch brav an die Fünftagewoche halten ist zwar ganz nett, aber wer die Praxis erlebt, sieht andere Bilder. Da braucht nur jemand auszufallen, schon steht man sieben Tage am Stück im Laden.

  5. Ich hatte 50% Chance zu erraten ob hinter dem D. ein Mann oder eine Frau steckt.

    Das mit den Bedürfnissen ist immer so eine Sache. Man kann auch Bedürfnisse schaffen, die im Nachhinein niemand mehr missen möchte. Als ich in die Sekundarschule ging, hatte noch keiner ein Mobiltelefon. Mein Vater hatte ein Natel B, für welches er CHF 12’000 bezahlte und mit dem er nur wenige Sekunden lang telefonieren konnte. Heute hat fast jedes Schulkind ein Smartphone und benützt es so intensiv, dass ich mich frage ob diese Kinder wohl ohne ihre Smartphones zu Recht kämen. So werden Bedürfnisse geschaffen, die es in früheren Zeiten noch gar nicht gab.

    So ähnlich könnte es auch mit den Ladenöffnungszeiten sein. Sobald diese eingeführt sind, werden sie genutzt. Davon bin ich überzeugt. Die Tankstellenshops profitieren jedenfalls schon längst von längeren Ladenöffnungszeiten. Das zeigt ja, dass insbesondere bei jüngeren Generationen das Interesse besteht.

    Ich als Liberaler frage mich wieso der Staat überall dreinreden muss. Wieso soll der Staat Ladenbesitzern vorschreiben wann diese ihre Läden öffnen sollen? Auch ein Ladenbesitzer öffnet nur dann, wenn Kunden kommen, sonst rentiert es für ihn nicht.

    Dass jemand sieben Tage im Laden stehen muss, denke ich nicht. Das Gesetz sieht Ruhetage vor. Dort steht z.B. dass bei ununterbrochenem Betrieb den Arbeitnehmern im Kalenderjahr wenigstens 61 wöchentliche Ruhetage zu gewähren sind, die zusammen mit der täglichen Ruhezeit mindestens 35 aufeinander folgende Stunden umfassen. Davon müssen wenigstens 26 Ruhetage auf einen Sonntag fallen und mindestens die Zeit von 6–16 Uhr umfassen.

    Wenn die Leute rund um die Uhr und auch am Wochenende einkaufen können, entfällt zudem wahrscheinlich der Stress an der Kasse. Dies, da dann nicht mehr alle plötzlich am Samstag einkaufen gehen. Die Kunden verteilen ihre Einkäufe mehr auf die verschiedenen Wochentage, was weniger Stress an der Kasse bedeutet.

  6. Die Tankstellenshops profitieren davon, weil sie bislang die einzigen waren, die so lange geöffnet hatten. Wenn das jetzt so wird, dass alle Läden dann offen haben können, wenn sie wollen, wird sich das auch wieder legen. Und es ist immer noch Tatsache, dass die Menschen dann nicht mehr Geld haben werden. Da kann man noch so viel Bedürfnisse wecken, schlussendlich wird nicht mehr Geld in der Kasse liegen. Es wird einfach anders verteilt ausgegeben.

    Es ist richtig und gut, dass der Staat den Ladeninahbern nicht einfach freie Hand lassen. Es ist nun mal leider so, dass viele nur den wirtschaftlichen Aspekten sehen und keinerlei Gedanken an die Arbeitnehmer verschwenden. Und auch keinerlei Gedanken an das Gesetz. Natürlich gibt es gesetzliche Vorschriften. Aber hat jeder in der Schule Rechtskundeunterricht genossen? Wird das Unwissen der Leute nicht oft schamlos ausgenutzt? Und sind nicht viele Arbeitnehmer abhängig von ihren Arbeitgebern und würden es deshalb nie wagen, ihm das Gesetzbuch vor die Nase zu knallen und zu sagen: Das darfst du nicht? Natürlich viele Ladeninhaber können hervorragend mit dieser Freiheit umgehen aber eben nicht alle.

    Auch wenn der Stress an der Kasse entfällt: Die Verkäufer müssen trotzdem an der Theke stehen. Und auch wenn du dich sechs Stunden langweilst, es strengt dich trotzdem an und ist zermürbend. Ausserdem fragst du dich am Ende des Tages: Warum war ich noch mal hier?

  7. Wie gesagt ich bin für eine Liberalisierung der Ladensöffnungszeiten. Sollte sich herausstellen, dass einige Ihrer Ängste eintreffen, kann man immer noch flankierende Massnahmen treffen.

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