Wenn sich Abzocker verzocken…

Von Alexander Müller veröffentlicht am 23. September 2011 | 3.143 mal gesehen

Wenn ehemals seriöse und solide Schweizer Banken die Bodenhaftung verlieren und zu Casinos werden…
UBS

…verspielen sie das in sie gesetzte Vertrauen.

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2 Gedanken zu „Wenn sich Abzocker verzocken…“

  1. Der Chef der Schweizer Großbank UBS, Oswald Grübel, ist zurückgetreten. Das teilte die Schweizer Großbank am Samstag in Zürich mit. Der Verwaltungsrat habe Grübels Rücktrittsgesuch angenommen, hieß es in einer Mitteilung. Na das hat aber lange gedauert. Wie kann es denn sein, dass einzelne Händler eine Bank und damit uns alle um 2 Milliarden Euro schädigen können, ohne, dass das Management dies überhaupt merkt. Die ganze Bankenaufsicht müsste auch noch entlassen werden.

  2. Rhein-Main, die UBS ist ein Unternehmen mit mehr als 65’000 Mitarbeitern. Es ist etwas schwerer ein grosses international tätiges Unternehmen zu führen, als ein KMU-Unternehmen zu führen. Man hat es mit tausenden von Mitarbeitern verschiedenster Herkunft zu tun, die verschiedene Mentalitäten haben, verschiedene Sprachen sprechen und verschiedene Ausbildungen haben. Das alleine erfordert bereits eine hohe Managementkompetenz und kommunikative Fähigkeiten. Auch im Militär gibt es ja Unterschiede bei Offizieren. Es ist etwas einfacher einen Zug (Zugführer=Leutnant) zu führen als Armeechef (Korpskommandant bzw. Generalleutnant) zu sein. Es ist einfacher den Überblick über einen Zug zu wahren als über eine ganze Armee. Ausserdem muss ein Leutnant ja lediglich die Befehle des Hauptmanns ausführen und weitergeben, während der Armeechef hingegen Befehle geben muss und dabei eben möglichst sinnvolle Befehle geben sollte. Für das Amt des Armeechefs ist neben fachlichem Können Intelligenz und strategisches sowie taktisches Geschick erforderlich. Siehe Schlachten von Alexander dem Grossen gegen den Perserkönig Dareios oder die Schlacht von Julius Cäsar gegen Pompeius. Im Militär muss man entscheiden auf welche Waffen man setzt und wann man diese wie einsetzt und wo (=Auswahl des Schlachtfelds bzw. Positionierung) man diese einsetzt um auf dem Schlachtfeld oder im Krieg Erfolg zu haben.

    Die Kunst des Managements liegt darin, die Entwicklung der Weltwirtschaft möglichst treffgenau abzuschätzen, Trends zu erkennen, die Umwelt und die Märkte zu analysieren, aufgrund dieser Analysen die Positionierung des Unternehmens und der Geschäftsfelder festzulegen, Ziele zu definieren, Zielgruppen zu definieren, eine Strategie für die erfolgreiche Entwicklung der Geschäfte und die gleichzeitige Minimierung von Risiken zu entwickeln, Massnahmen zur Umsetzung der Strategie zu treffen und für deren Umsetzung bzw. die Erfolgskontrolle und die Optimierung besorgt zu sein. Dabei ist das Management auf die Loyalität der übrigen Mitarbeiter des Unternehmens angewiesen. Wenn jedoch einer betrügen will, oder einen Schaden anrichten will, dann wird er dies als Insider (=Mitarbeiter) können. Denn Mitarbeiter kennen in der Regel die Schwachstellen ihres Unternehmens. Der UBS-Mitarbeiter, welcher in London verhaftet wurde, war zudem ein Kaderangestellter im Rang eines Direktors. Ein Kaderangestellter hat noch mehr Einblick in ein Unternehmen und noch mehr Befugnisse. Deshalb kommt ihm auch mehr Verantwortung zu und es wird eine höhere Loyalität erwartet. Der Vorgesetzte des Verhafteten soll übrigens bereits entlassen worden sein. Offenbar hat dieser seine Aufsichtspflichten verletzt.

    Natürlich trägt zuletzt der Höchste die Gesamtverantwortung. Ein Köpferollen um die Medien zufrieden zustellen ist jedoch falsch. Denn auch Manager lernen aus Fehlern. Sofern sie diese nicht zweimal begehen, ist es doch geradezu dumm, wenn ein Unternehmen Manager entlässt, nachdem es für deren Ausbildung (aus Fehlern lernen) soviel Lehrgeld hat zahlen müssen. Zumindest sofern diese keine negativen Charaktereigenschaften aufweisen. Nichtdestotrotz ist der Rücktritt von Grübel wahrscheinlich eine Massnahme des Unternehmens um das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Medien zurück zugewinnen.

    Mein Vertrauen gewinnt die UBS jedoch erst wieder zurück, wenn ein ausgewiesener und seriöser Bankfachmann deren Leitung übernimmt und dieser dann Massnahmen trifft, die Vertrauen bilden. Ich würde zum Beispiel für die Abtrennung des Investmentbankings vom übrigen Bankgeschäft plädieren. Meiner Ansicht nach sollte das Investment-Banking in ein Tochterunternehmen der UBS umfunktioniert werden und auf eigenes Risiko wirtschaften. Dann steigt automatisch auch das Interesse der dort beschäftigen Zocker, etwas seriöser zu arbeiten. Denn letztlich bekommen sie sonst selbst die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren, wenn ihr Unternehmen (die Tochtergesellschaft) pleite geht. So könnte man übrigens auch das Problem mit der Systemrelevanz lösen. Grundsätzlich sollte der neue Chef darum besorgt sein, dass die UBS wieder ein Image einer seriösen und soliden Schweizerbank zurück gewinnt und der Aktienkurs wieder steigt.

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