Der Schwindel mit der Konstantinischen Schenkung

Von Alexander Müller veröffentlicht am 21. Oktober 2013 | 2.728 mal gesehen

Konstantinische SchenkungDer Bischof von Rom dürfte durch einen Schwindel zum Oberhaupt der katholischen Kirche geworden sein. Die Geschichte geht bis ins 4. Jht n.Chr. zurück. 

Nachdem Kaiser Flavius Valerius Constantinus, auch bekannt als Konstantin I., die Alleinherrschaft im römischen Reich errungen hatte, berief er im Jahr 325 n.Chr. die christlichen Bischöfe zum Konzil von Nicäa ein. Er wollte mit der Zusammenkunft in Nicäa einen Religionsfrieden erreichen um das römische Reich zu stabilisieren. Der Kaiser und die Bischöfe einigten sich im Konzil von Nicäa in einem Kompromiss. Dieser sah vor, dass Jesus Christus und Gott eine Wesenseinheit darstellen. Nach der Unterzeichnung dieses Dogmas durch die anwesenden Bischöfe, wurden die Christenverfolgungen im römischen Reich eingestellt. Es dauerte dann noch bis zum Jahr 380 n.Chr. bis das Christentum von Kaiser Theodosius I. zur römischen Staatsreligion erhoben wurde.

Im 8. Jht. n.Chr. tauchte ein Dokument auf, welches angeblich im Jahr 317 n.Chr. von Kaiser Konstantin I. ausgestellt wurde. Demnach soll Kaiser Konstantin I. den römischen Papst Silvester I. zum ersten Patriarchen des Christentums gemacht haben. Weiter soll der Kaiser dem Papst zudem den Lateran-Palast, die Krone, die kaiserlichen Gewänder, das Zepter, die Feldzeichen und die Kaiserliche Reitergarte geschenkt sowie ganz Italien inklusive der Stadt Rom sowie das gesamte weströmische Reich auf ewig der Macht und der Gerichtsbarkeit des Papstes und seiner Nachfolger übertragen haben. Dieses Dokument wird als Konstantinische Schenkung bezeichnet.

Auf dieses Dokument begründete die katholische Kirche ihre irdischen Ansprüche. Ohne die Konstantinische Schenkung würde es den Papst wahrscheinlich gar nicht geben. Das Problem dabei ist, dass die Konstantinische Schenkung erwiesenermassen eine Fälschung ist, die wahrscheinlich um 750 n.Chr. entstanden ist. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Führungsrolle des Papstes in der katholischen Kirche in Frage gestellt werden sollte. Denn diese begründet sich offensichtlich auf eine Urkundenfälschung und somit auf Betrug bzw. eine strafbare Handlung.

Die Patriarchen der orthodoxen Kirche bestritten die Führungsrolle des Papstes übrigens von Anfang an. Die katholische Kirche gab bereits im 17. Jahrhundert zu, dass es sich bei der Konstantinischen Schenkung wohl um eine Fälschung handle. Die Anzeichen dafür waren eindeutig. Die Konstantinische Schenkung war nicht im Latein verfasst, wie es zu Zeiten von Konstantin I. üblich war. Ausserdem war in der Schenkung von Konstantinopel die Rede, dieser Name setzte sich jedoch erst nach dem Tod von Kaiser Konstantin I. durch. Dennoch beharrte die katholische Kirche auf der Schenkung, da sie nichts für die Fälschung könne. Im 19. Jahrhundert akzeptierte die katholische Kirche dann, dass es wohl keine Schenkung gegeben hatte. Schliesslich verzichtete Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006 auf den Titel „Erster Patriarch des Abendlandes“ und auf die Tiara im Wappen des Papstes. Diese gilt als Zeichen weltlicher Macht.

Zu meinem Erstaunen scheint der Schwindel der Konstantinischen Schenkung beim katholischen Fussvolk aber noch nicht angekommen zu sein. Denn die Führungsrolle des Papstes innerhalb der katholischen Kirche scheint nach wie vor unangefochten zu sein. Sogar deutsche Bischöfe reisen noch nach Rom, wenn sie in Deutschland in Kritik geraten sind.