Komplementärmedizin, das Krebsgeschwür des Gesundheitswesens

Von Alexander Müller veröffentlicht am 21. Mai 2009 | 2.717 mal gesehen

Erinnern Sie sich noch an Rainer Harnecker, den Therapeuten und ehemaligen Geliebten von Patty Schnyder und dessen alternative Orangensafttherapie? Wer weiss, vielleicht werden wir ja demnächst wieder von ihm hören. Gut möglich, dass er seine Geschäftsidee unter dem „Deckmantel“ der Alternativmedizin (auch als Komplementärmedizin bekannt) wieder in unserem Land anbietet. Nachdem sich die Mehrheit der Stimmbürger am vergangenen Wochenende als naive und grenzdebile Anhänger der Komplementärmedizin, denen die Kostenexplosion im Gesundheitswesen egal ist geoutet hat, dürften viele Geschäftsleute, Quacksalber, Scharlatane und Esoteriker Morgenluft wittern.

Bund und Kantone stehen nun vor der Aufgabe den angenommenen allgemeinen Verfassungsartikel so umzusetzen, dass sich der finanzielle Schaden, welchen die Komplementärmedizin an unserem Gesundheitssystem anrichtet in Grenzen hält. Doch das ist gar nicht so einfach. Bei der Komplementärmedizin handelt es sich um nicht wissenschaftlich fundierte Quacksalber-Medizin. Sie ist ein Tummelfeld für unzählige Quacksalber und deren obskure Methoden. Skrupellose Gangster, Scheinheiler und Scheintherapeuten versuchen mit nicht wissenschaftlich fundierten Methoden unbedarften Notleidenden das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Da Komplementärmedizin nicht wissenschaftlich fundiert ist, stellt sich die Frage nach welchen Kriterien entsprechende Angebote und Dienstleistungen in den Katalog der Grundversicherung aufgenommen werden sollen.

Ebenfalls zu klären ist meiner Meinung nach auch die Umweltverträglichkeit von komplementär-medizinischen Angeboten. So wären z.B. gestampfte Tigerpenise (traditionelle chinesische Medizin) als Viagra-Ersatz in Bezug auf den Artenschutz zu hinterfragen. Weiter ist abzuklären, ob religiöse Angebote wie beispielsweise Uriellas Badewasser oder Ayurveda kassenpflichtig sein sollen.

Trügerischer Hoffnungsschimmer: Um diesem Wildwuchs an Angeboten und der Quacksalberei Herr zu werden sollen nun gemäss den Befürwortern der Vorlage einheitliche Bildungsstandards für Therapeuten definiert werden. Angebote von Absolventen solcher Ausbildungen sollen Kassenpflichtig sein. Esoterische Disziplinen sollen (sofern dies überhaupt möglich ist) nicht Gegenstand dieser Ausbildungen sein. Einheitliche Bildungsstandards wären in der Tat ein gutes Mittel um dem Wildwuchs Herr zu werden und Ordnung herzustellen. Was es allerdings bringt Menschen Methoden beizubringen, die den wissenschaftlichen Nachweis für ihre Tauglichkeit schuldig geblieben sind, ist fraglich.

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