Das Rütli ist nicht die Geburtsstätte der Schweiz!

Von Alexander Müller veröffentlicht am 1. August 2014 | 3.141 mal gesehen

Nach der Gründung des Bundesstaats Schweiz am 12. September 1848 wurden Mythen verbreitet. Mit ihnen wollten die damaligen Mächtigen ein Gemeinschaftsgefühl bei der Bevölkerung des neuen Bundesstaats erzeugen. Das war wahrscheinlich nötig, denn der Gründung des Bundesstaats ging ein Bürgerkrieg voraus, der Sonderbundskrieg. Ausserdem sah sich der neu gegründete Bundesstaat mit Bedrohungen von Aussen konfrontiert. Die Mächtigen wollten die Bevölkerung im Land daher so schnell wie möglich einigen und zu einem Volk machen. Dies um möglichst geeint den Gefahren von Aussen begegnen zu können.

Zum Gründungsmythos der Schweiz gehört das Märchen vom Rütlischwur. Der Rütlischwur wird erstmals im Weissen Buch von Sarnen erwähnt. Dieses Buch wurde 1470-72 vom Obwaldner Hans Schriber verfasst. Das Rütli wird deshalb gerne als Gründungsstätte der Schweiz bezeichnet. Das ist es jedoch nicht. Die Schweiz gab es im Mittelalter noch nicht und das Rütli liegt im Kanton Uri, einem ehemaligen Sonderbundskanton. Die Sonderbundskantone paktierten mit Österreich und Frankreich und wollten den heutigen Bundesstaat verhindern. Es ist geradezu grotesk, dass ausgerechnet eine Kuhwiese die Gründungsstätte der Schweiz sein soll, die in einem Kanton liegt, der unseren Bundesstaat verhindern wollte!

Auch der Bundesbrief von Anfang August 1291 ist keine Gründungsurkunde unseres Bundesstaats. Den Bundesstaat Schweiz gibt es nämlich erst seit 1848. Der Bundesbrief von 1291 wurde zwischen den drei Sonderbundskantonen Uri, Schwyz und Unterwalden geschlossen. Wenn es nach diesen drei Kantonen gegangen wäre, wäre der heutige Bundesstaat im Jahr 1848 nicht gegründet worden. Bevor der Bundesstaat gegründet werden konnte, mussten ja erst die Sonderbundskantone im Sonderbundskrieg besiegt werden!

Sonderbundskrieg

Die Gründung der Schweiz haben wir den liberalen Kantonen unseres Landes zu verdanken und nicht den konservativen Innerschweizer Kantonen!

Wichtig, der Geburtstag der Schweiz ist der 12. September 1848! Der Bundesstaat konstituierte sich auf der Grundlage der 1. Bundesverfassung vom 12. September 1848. Der 1. August ist lediglich der politisch festgelegte Bundesfeiertag. Man lehnte sich dabei auf den Bundesbrief vom August 1291 zwischen drei späteren Sonderbundskantonen an und wollte damit Mythen pflegen und ein Gemeinschaftsgefühl bilden.

1/5 - (1 vote)

3 Gedanken zu „Das Rütli ist nicht die Geburtsstätte der Schweiz!“

  1. Anmerkung: Ich habe diesen Artikel geschrieben weil mich gestern die zahlreichen Geburtstagswünsche an die Schweiz geärgert haben. Ausserdem gab es Leute, die behaupteten das Rütli sei die Wiege der Schweiz. Das stimmt einfach nicht, deshalb lag es mir am Herzen, dies hier zu berichtigen.

    Nochmals zusammenfassend:

    Der Gründung der heutigen Schweiz am 12. September 1848 ging der Sonderbundskrieg von 1847 voraus. Die Sonderbundskantone, darunter der Kanton Uri, wollten den heutigen Bundesstaat Schweiz mithilfe von Österreich und Frankreich verhindern. Das Rütli liegt im Kanton Uri, dem ehemaligen Sonderbundskanton, der die heutige Schweiz verhindern wollte. Die Paktiererei mit Frankreich und Österreich zur Verhinderung der heutigen Schweiz, könnte man als Hochverrat bezeichnen. Insofern ist es einfach nicht richtig wenn behauptet wird, dass die Wiege der heutigen Schweiz im Kanton Uri liegt.

    Nach dem Sieg der eidgenössischen Truppen bei Gisikon, Meierskappel und Schüpfheim kapitulierte am 24. November 1847 der abtrünnige Kanton Luzern. Die übrigen Innerschweizer Kantone des Sondersbunds ergaben sich tags darauf. Als letzter abtrünniger Kanton ergab sich am 29. November 1847 der Kanton Wallis. Die besiegten Kantone des Sonderbunds wurden zu Reparationszahlungen verpflichtet. Nach dem Sieg der Liberalen wurden Klöster geschlossen und die Jesuiten des Landes verwiesen. 1848 wurde zudem ein Jesuitenverbot verhängt.

    Zu behaupten, dass das Rütli die Wiege der Schweiz sei, ist wie wenn behauptet würde, dass die Südstaaten-Yankees oder die Indianer die Gründer der USA seien. Das wäre genauso ein Quatsch. Was bringen die Lehrer in der Schweiz den Kindern heutzutage eigentlich im Geschichtsunterricht noch bei? Der Bildungsstand in der Schweiz in Bezug auf Geschichte ist wirklich bedenklich. Der Sonderbundskrieg und die Gründung des Bundesstaats sollten im Geschichtsunterricht Pflichtstoff sein!

  2. Das folgende Bild zeigt eine Darstellung des Gefechts von Geltwil. Eidgenössische Truppen besiegten in Geltwil rebellische Truppen aus den Kantonen Luzern, Obwalden und Wallis.

    Gefecht bei Geltwil, 12. November 1847

Kommentare sind geschlossen.