Claudio Zanetti und das Burkaverbot

Von Alexander Müller veröffentlicht am 12. Oktober 2015 | 1.919 mal gesehen

In einem Artikel im linken Tagesanzeiger spricht sich der Zürcher SVP-Politiker Claudio Zanetti gegen ein Burkaverbot aus. Zanetti zufolge widerspricht es der freiheitlichen Ordnung der Schweiz. Damit ist ihm die Sympathie vieler linker Anhänger eines uneingeschränkten Multikulturalismus sicher. Doch es gibt einen Widerspruch, denn beim Nacktwandern hört bei Zanetti der Liberalismus auf. Angeblich weil dieser gegen die guten Sitten verstosse. Doch wessen Sitten gelten eigentlich in einer multikulturellen Gesellschaft noch? Wie die Künstlerin Milo Moiré zeigt, passt Nacktheit besser in unsere Selbstoffenbarungskultur auf Twitter, Facebook und Co. und zur Bikinikultur als die Verhüllung. Eine offene Gesellschaft will sich zeigen und nicht verstecken.

Ich halte die Ansichten von Claudio Zanetti für inkonsequent. Entweder ist man für ein Verhüllungsverbot und ein Nacktwanderverbot oder aber man erlaubt beides. Das Eine erlauben und das Andere verbieten, ist hingegen inkonsequent und wischiwaschi. Wer etwas mit Liberalismus begründet, kann etwas anderes nicht einfach mit einem Verweis auf irgendwelche kruden Sitten verbieten, weil es womöglich seiner religiösen Gesinnung widerspricht.

Will SVP-Zanetti mit Hilfe von linken Wählern in den Nationalrat?
Will SVP-Zanetti mit Hilfe von linken Wählern in den Nationalrat?

Sitten unterliegen zudem einem Wandel und dies heute mehr denn je. Gerade in heterogenen multikulturellen Gesellschaften ändern sich die Sitten schneller als in homogenen Gesellschaften. Abgesehen davon gehen Sitten, Moral und Anstand oft mit Heuchelei, Doppelmoral und Verlogenheit einher.

Die liberalen Gründerväter der Schweiz hatten definitiv mehr Eier in der Hose als so mancher SVPler, als sie ein Jesuitenverbot verhängten und damit dem Katholizismus in der Schweiz eine Grenze setzten.

Letztlich geht es um Werte und Haltungen. Jene, die für Aufklärung und Säkularisierung kämpften, hatten kein Problem damit Klöster zu schliessen und Jesuiten zu verbieten. Heute meinen viele, sie müssten ihren eigenen Werten zuliebe ihre eigenen Werte verraten indem sie eine grenzenlose und zuweilen menschenverachtende Religionsfreiheit zulassen. Es gibt menschenverachtende religiöse Ansichten, der IS zeugt davon!  Müssen wir das wirklich tolerieren? Die verhüllten Frauen kommen oft aus Ländern, in denen es mit den Menschenrechten nicht sehr weit her ist. Gerade in Ländern, in welchen Frauen mit einer Burka herumlaufen, ist es um die Menschenrechte und die Rechte von Frauen nicht gut bestellt. Sollen wir das fördern, indem wir aus einfältigem Gutmenschentum die eigenen Werte verraten?

Wie auch immer, zumindest konsequent sollte man sein. Wer gegen ein Burkaverbot ist, sollte dann aber auch gegen ein Nacktwanderverbot sein! So ist es wenigstens gerecht.

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