Zukunft mit Komplementärmedizin ist unnötig

Von Alexander Müller veröffentlicht am 15. April 2009 | 4.866 mal gesehen

Am 17. Mai stimmen wir über den Bundesbeschluss „Zukunft mit Komplementärmedizin“ ab. Es handelt sich dabei um einen Gegenvorschlag zur Volksinitiative „Ja zur Komplementärmedizin“, welche von Anhängern von alternativen Heilmethoden eingereicht und nach dem Zustandekommen des Gegenvorschlags zurückgezogen wurde.

Bei Annahme des Bundesbeschlusses „Zukunft mit Komplementärmedizin“ würde der folgende Artikel in der Bundesverfassung verankert:

Art. 118a (neu) Komplementärmedizin
Bund und Kantone sorgen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die Berücksichtigung
der Komplementärmedizin.

Es handelt sich dabei, wie man unschwer erkennen kann, um einen offenen und interpretierfähigen Artikel. Geplant ist, dass nach einer Annahme Bund und Kantone entscheiden würden wie dieser konkret umzusetzen wäre bzw. welche Leistungen der Komplementärmedizin in die Grundversicherung aufgenommen werden und welche nicht. Ob dies im Sinne des Stimmvolkes ist, ist fraglich. (Quelle: Abstimmungsbüchlein S. 7)

Sinn und Zweck des Bundesbeschlusses:
Man will, dass die Komplementärmedizin durch die Grundversicherung gedeckt ist. Das heisst man will den Leistungskatalog der Grundversicherung weiter ausbauen.

Problematik: Bei einer Annahme des Bundesbeschlusses „Zukunft mit Komplementärmedizin“ sieht es mit unserer Zukunft düster aus. Wie bei jedem Ausbau des Leistungskatalogs der Grundversicherung ist mit einer Kostenexplosion bzw. mit weiter steigenden Krankenkassenprämien sowie mit qualitativ minderwertigen Heilmethoden und Heilprodukten zu rechnen. Selbst Quacksalberei kann nicht ausgeschlossen werden.

Begründung: Unter Komplementärmedizin versteht man alternative Heilmethoden, bei denen kein fundamentierter naturwissenschaftlicher (schulwissenschaftlicher) Nachweis für ihre Tauglichkeit vorliegt. Die Angebotspalette der Komplementärmedizin ist umfassend. Leider fehlen jedoch qualitätssichernde und fundamentierte naturwissenschaftliche Nachweise für die Tauglichkeit dieser alternativen Produkte und Dienstleistungen. Der offene Artikel in der Bundesverfassung lässt völlig offen welche Produkte und Dienstleistungen der Komplementärmedizin in die Grundversicherung aufgenommen werden und welche nicht. Wenn die Komplementärmedizin mit der Grundversicherung gedeckt ist, muss zudem damit gerechnet werden, dass unser Gesundheitssystem von Leistungsbezügern, die kaum Krankenkassenprämen zahlen missbraucht wird und dadurch die Kosten zu lasten der Prämienzahler unnötigerweise weiter ansteigen.

Klarstellung: Über den Sinn und Nutzen der Komplementärmedizin möchte ich mich hier nicht weiter äussern. Nur soviel, mir reicht die naturwissenschaftlich fundierte Schulmedizin. Wem dies nicht reicht steht es im Rahmen seiner Eigenverantwortung selbstverständlich offen eine Zusatzversicherung für Komplementärmedizin abzuschliessen. Wie ich gehört habe sollen zu meinem Erstaunen ohnehin bereits rund 70% der Versicherten über eine solche Zusatzversicherung verfügen. Dagegen ist nichts einzuwenden solange die Leute selber dafür bezahlen. Denn wer Zusatzleistungen will, soll nach dem Prinzip der Eigenverantwortung zusätzlich zahlen.

Notabene: Es ist klar, dass Ärzte und Alternativmediziner den Bundesbeschluss unterstützen. Schliesslich können sie bei einer allfälligen Annahme des Bundesbeschlusses zulasten der Prämienzahler zusätzliche Einnahmequellen erschliessen.

Zur Diskussion

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4 Gedanken zu „Zukunft mit Komplementärmedizin ist unnötig“

  1. Veranstaltungshinweis:

    Podiumsgespräch zur Abstimmung über die Komplementärmedizin

    Di, 28. April, 19.30 Uhr, Uni Zürich Zentrum, Hörsaal KOL-F-118 (1. Obergeschoss)

    Teilnehmende:

    * Clemens Dietrich, Arzt und Homöopath
    * Beat Meier, Dozent ZHAW
    * Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie
    * Urs Stoffel, Präsident Zürcher Ärztegesellschaft

    Moderation: Andreas Kyriacou, Präsident Freidenker Zürich

    Organisiert von der Zürcher Freidenker-Sektion in Zusammenarbeit mit den medAlumni UZH

  2. Ich bin selber sehr froh das die Alternativmedizin nun in der Schweiz akzeptiert wird. Da sieht man
    das die Schweiz offen für neues ist und in JEDER
    Hinsicht Forschung betreibt. Ich wohne selbst in
    Deutschland, wo man solche Dinge durch die Eingeschränktheit oft belächelt. Und bei so einer
    Mehrheit ist es unverständlich wenn manche oberflächlichen Politiker (z.B.Guspain) meinen
    in der Öffentlichkeit noch negativ darüber zu reden.
    Echt armseelig und beschränkt die Leute!!
    Das zeigt nur das es die richtige Wahl war.
    Außerdem litt ich als Kind an Neurodermitis,
    die ich auf Grund der Homöopathie losbekommen habe. Da schreien die Pharmakonzerne auf die Ihre Chemie verkaufen wollen 🙂 Jaja da Geld!!

  3. Es geht letztlich nicht darum ob man für oder gegen Komplementärmedizin ist. Es geht darum, dass man sich nicht über den jährlichen Anstieg der Krankenkassenprämien wundern muss, wenn man den Leistungskatalog ständig weiter ausbaut. Das bisherige System hat jenen, die auf Komplementärmedizin schwören die Möglichkeit einer Zusatzversicherung angeboten. Jetzt müssen alle mitzahlen, egal was sie von Komplementärmedizin halten. Das ist ungerecht!

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