Technologie verändert die Welt

Von Alexander Müller veröffentlicht am 26. Februar 2011 | 1.747 mal gesehen

Bereits die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts hat zu grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen und Regimewechseln bzw. neuen Regierungssystemen geführt. Wie wir nun gut anhand der Umwälzungen in Nordafrika sehen können, trägt jetzt auch die Errungenschaft des Internets seine Früchte. Die Leute in Ägypten, Bahrein, dem Jemen und in Libyen haben gesehen, was sich in Tunesien ereignet hat und die Gelegenheit am Schopf gepackt um das Gleiche zu tun.

Das Internet hat den einfachen Leuten den Weg zur Massenkommunikation geebnet. Totalitäre Regime können zwar noch nationale Radio- und TV-Sender kontrollieren, das Internet jedoch nicht. Die temporären Sperrungen von Internetzugängen in Unruheregionen zeugen davon. Das führt dazu, dass totalitäre Regime ihre Verbrechen kaum mehr verheimlichen können. Ausserdem verfangen ihre Lügen nicht mehr. So fallen immer weniger Leute auf die Lügen arabischer Diktatoren über den Westen herein. Gaddafi hat noch versucht, die Aufständischen als Agenten des Westens und von Israel darzustellen. So etwas verfängt nicht mehr. Ausserdem bekommen die arabischen Menschen langsam aber sicher mit wie Menschen in westlichen Demokratien leben. Das wiederum steigert in ihnen die Sehnsucht nach einem ähnlichen Leben. Sie wollen auch ein gutes Leben haben und sind nicht mehr bereit einfach so irgendeinem Despoten zu folgen. Ähnliches konnte man übrigens auch im Süddeutschen Raum anhand der Proteste um Stuttgart 21 sehen. Die Süddeutschen kennen das Schweizer Demokratiemodell, was in ihnen das Verlangen nach mehr Demokratie und demokratischer Mitbestimmungsrechte wie z.B. Initiativrecht und Referendumsrecht für Bürger stärkt.

Sicherlich gibt es neben dem Internet noch andere Gründe für die Umwälzungen. Zum einen denke ich, dass das politische Gewicht der Despoten für den Westen nach dem Ende des kalten Krieges nachgelassen hat. Was die wirtschaftlichen Interessen westlicher Demokratien in Bezug auf die arabischen Länder anbelangt, so sind vorallem stabile Verhältnisse und kooperative Regierungen von belang.

Eine wichtige Rolle bei den Umwälzungen in Nordafrika haben auch die sozio-demographische Faktoren gespielt. So fällt auf, dass sich vorallem junge Menschen gegen alte Machthaber, die seit Jahrzehnten an der Macht sind, erheben. Und hier kommt natürlich auch wieder das Internet ins Spiel, da es vorwiegend das Kommunikations-Instrument der Jungen und Junggebliebenen ist. Das Internet  fordert alte Strukturen zushehends heraus.

Wie es nach dem Sturz der Potentaten weitergeht ist noch offen. Dies weil die Aufstände gegen die alten Diktaturen spontan erfolgten und keine Gruppierungen erkennbar sind. Sicherlich versuchen jetzt Gruppierungen wie die abergläubischen Muslimbrüder in Ägypten und andere Machthungrige aus den Reihen der Opposition oder der Diplomatie die Gunst der Stunde zu nutzen um an die Macht zu kommen. In einigen Ländern wie Tunesien und Ägypten spielen auch die Militärs nach wie vor eine grosse Rolle. Zu hoffen ist, dass der Weg in Richtung Demokratie und Selbstbestimmung von Bürgern weitergeht und sich nicht wieder neue totalitäre Regime bilden. Um solche totalitäre Regime zu vermeiden sind präsidiale Demokratien nach dem Muster der USA zu vermeiden. Favorisiert werden sollte das Schweizer Demokratie-Modell mit einem Regierungs-Gremium wie z.B. unserem Bundesrat, welches nach dem Konkordanz-Prinzip zusammengesetzt ist. Das heisst, dass alle bedeutsamen politischen Kräfte des Landes im Regierungsgremium eingebunden werden müssten.

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