Sternstunde Philosophie mit Tariq Ramadan

Von Alexander Müller veröffentlicht am 21. November 2010 | 9.370 mal gesehen

Tariq RamadanIch habe heute leider die Sendung Sternstunde Philosophie mit Tariq Ramadan verpasst. Ein Statement von Ramadan konnte ich aber noch hören. Ramadan sagte, dass auch in Ländern wie der Schweiz Leute wie Sklaven gehalten und ausgebeutet würden. Dann verwies er auf Frauen aus Osteuropa, die in der Schweiz als Prostituierte arbeiten.

Dieser Mann ist brandgefährlich. Ich befürchte, dass die Schöngeist-Akademiker nicht kapieren um was es dem Mann wirklich geht. Sie rühmen den Dialog mit dem Islam, hören aber offensichtlich nicht richtig hin, wenn die Muslime etwas sagen. Wenn ein Vertreter einer Religion über Prostitution spricht, dann hat dies meist einen moralisch-wertenden Aspekt. Wenn ich dann daran denke welche Sexualmoral in fundamentalistisch-religiösen Kreisen vorherrscht, stehen mir angesichts der Absichten religiöser Menschen die Haare zu Berge. Wir brauchen keine Gesellschaft, die von einer rigiden Sexualmoral geknechtet wird. Seht euch den Iran an! Wollt ihr das? Das Land wurde im Jahr 1979 in die gesellschaftliche Steinzeit zurück katapultiert.  Frauen sind seither Bürger zweiter Klasse und Homosexuelle werden öffentlich aufgeknüpft.

Der Islam hat ein Problem mit freier Sexualität und Menschenrechten. Männer dürfen mit mehreren Frauen schlafen, für Frauen gehört sich das nicht und Homosexualität ist verboten. Wo ist da die Gleichberechtigung? Wo sind die Menschenrechte? Aber sowas muss man ja mit jemanden, der glaubt nach Gottes Wort zu leben nicht diskutieren. Denn er weiss es ja besser. 😉

Hier mein Statement zur Prostitution, ich zähle mich zu den liberalen Denkern des 21. Jahrhunderts:

Prostitution ist nichts Schändliches und Amoralisches! Schändlich ist die Verachtung, welche religiöse Kreise und gewisse Kreise der Gesellschaft Prostituierten zukommen lassen. Schändlich ist die weltweite Diskriminierung von Prostituierten. Schändlich ist die verlogene Doppelmoral der religiösen Kreise. In der Schweiz hatten die meisten Männer bereits Erfahrungen mit einer Prostituierten. Sicherlich waren darunter auch schon religiöse Menschen wie z.B. Muslime. Öffentlich lästern diese Leute über die Sexindustrie und im Geheimen nutzen sie die Dienstleistungen der Erotik-Industrie – und wenn sie nur einen Pornofilm schauen um sich aufzugeilen.

Das älteste Gewerbe der Welt hat eine Berechtigung. Es hat der Menschheit mehr Gutes gebracht als alle Religionen zusammen. Bekämpft werden muss die Zwangsprostitution und der Menschenhandel. Gerade der Menschenhandel ist in vielen islamischen Ländern jedoch noch weit verbreitet. Dort ist es üblich, dass man minderjährige Mädchen gegen ein Brautgeld an einen älteren Verwandten verkauft, damit dieser sie ehelichen und vergewaltigen kann. Bereits Mani Matter hat dies in seinem Lied „Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama“ thematisiert. Sowas muss mit aller Härte bekämpft werden. Die Schweiz sollte sich bei der UNO gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel einsetzen und sie sollte sich dafür einsetzen, dass auch islamische UNO-Mitgliedsstaaten die UNO-Menschenrechtskonvention einhalten.

Solange sich eine erwachsene Frau freiwillig entscheidet eine Zeit lang als Prostituierte zu arbeiten, ist das sicher nicht die Sache von irgendwelchen Sittenhütern oder Religionsvertretern! In einer liberalen Gesellschaft haben religiöse Schranken nichts zu suchen. Eingeschritten werden muss nur dann, wenn eine Notlage ausgenützt wird oder Zwang im Spiel ist.

Die Qualität der Moral und Ethik eines Menschen zeigt sich darin wie er mit anderen Menschen umgeht. Eine religiös motivierte Moral und Ethik ist verlogen und hat in einem säkularen Staat nichts verloren. Der Staat hat sich für eine liberale Gewerbeordnung, welche Prostitution miteinbezieht, einzusetzen. Die Rechte der Frauen schützt er am besten damit, indem er gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution vorgeht und gesetzliche Voraussetzungen für eine saubere Prostitution mit der Möglichkeit für eine Altersvorsorge usw. schafft.

Erotik ist keine Schande! Eine Schande sind hingegen die verlogene religiöse Doppelmoral und religöse Schranken, die diskriminieren und Menschenrechte mit Füssen treten! Die verlogene Prüderie geht ja zuweilen sogar schon soweit, dass die Migrosbank bei der Werbung für ihre Privatkredite Kunstwerke zensiert. Siehe folgendes Bild:

Französische Revolution bei der Migrosbank

Beim Orginal sieht man die Brüste, bei der abgeänderten Variante der Migrosbank nicht. Offensichtlich entspricht die weibliche Brust nicht dem Leitbild der Migros. Man muss sich das einmal vorstellen, das Bild ist ein uralter Klassiker. Im 21. Jahrhundert meint die Migrosbank diesen zensieren zu müssen. Ist das die moderne Wirtschafts-Ethik oder Angst vor religiöser Prüderie??? Zum Glück sind wenigstens die Privat- und Investment-Banker nicht so kleinkariert wenn sie das Geld ihrer Kunden in den Bordellen ausgeben. Okay, immerhin haben sie auch die Waffen wegzensiert und den Leuten ein neues Outfit verpasst. Am besten hätten sie gleich ein anderes Bild genommen. Wäre authentischer und damit glaubwürdiger gewesen.

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5 Gedanken zu „Sternstunde Philosophie mit Tariq Ramadan“

  1. Ich würde das obige Statement nicht so auffassen wie du, ich denke er spricht drauf an, dass es in Europa viele Prostituierte gibt, die eben nicht freiwillig in diesem Beruf arbeiten und von ihren Freiern und Zuhältern ausgebeutet werden. Das stimmt sicherlich, mit dem Rest hast du natürlich Recht, Sexualität ist Teil von unserem Leben, wer das tabuisiert lebt im Mittelalter.

  2. Jonas, hast du dich schon gefragt warum er das anspricht? Etwa weil Prostitution einem Frömmler ein Greuel sein könnte? Es fällt einfach auf, dass radikale Muslime auf den Vorwurf der Frauendiskriminierung gerne mit irgendwelchen falschen Vergleichen kontern und dann im gleichen Atemzug für ihr rückständiges Gesellschaftsmodel werben. Ich lehne das Gesellschaftsmodell der Burkabefürworter entschieden ab. Genausogut hätte Ramadan Folter und Gliedmassenabhacken gemäss Scharia mit dem Minarett-Verbot vergleichen und entschuldigen können. Das wäre genauso lächerlich und absurd gewesen.

    Einfach einmal damit man die Relationen sieht: Die zusehends von islamischen Ländern instrumentalisierte UNO, die UNO-Hauptversammlung wird von Libyen präsidiert und im Menschenrechtsrat sitzen zahlreiche islamische Folterstaaten, rügt die Schweiz wegen dem Bauverbot für Minarette. Gleichzeitig schaut man bei Folter und bestialischer öffentlicher Ermordung (öffentliche Steinigung, öffentliche Enthauptung, öffentliches Hängen usw.) einfach so zu. Wo, liebe Freunde der Menschenrechte, sind da die Relationen?

    Man spricht davon, dass man das Bauverbot für Minarette nicht durchsetzen könne. Wieso können denn aber dann in islamischen UNO-Mitgliedstaaten tagtäglich Menschen bestialisch misshandelt, gefoltert und ermordet werden? Haben die Sonderrechte? …offenbar schon oder wie sonst lässt sich erklären, dass ein von einem Verbrecher (Gaddafi) geführter Schurkenstaat die UNO-Vollversammlung präsidieren darf??? Geht es da nur um Macht oder haben die Vertreter in der UNO-Vollversammlung Tomaten auf den Augen?

  3. Natürlich geht es um Macht, wie in allen Gremien, man schau sich nur mal die Sportverbände an. Religion wird auch zur Machterhaltung missbraucht, leider, dies ist vor allem im muslimischen Raum zurzeit meiner Meinung nach ein grosses Problem. Friedliche Diktaturen gabs wohl noch nie und ob sie sich jetzt auf die Sharia oder sonst was berufen ist dann eigentlich egal.

    Die Entwicklung in gewissen Ländern ist besorgniserregend, in der Tat. Ob wir jetzt mit einem Minarettbauverbot was daran ändern wage ich jetzt mal zu bezweifeln. 😉

    Es gibt aber auch einige wenige positive Entwicklungen, wie z.b. im Libanon, wo die verschiedenen Glaubensgruppen zusammen eine Regierung bilden und versuchen friedlich in die Zukunft zu gehen. Solche Bemühungen müsste man (auch von Seiten der Schweiz und der Welt) mehr betonen und vor allem auch mehr belohnen, mit Unterstützung, das wäre sicherlich ein guter Schritt.

  4. Lieber Jonas

    Religion wird nicht zum Machterhalt missbraucht, sie ist ein Instrument der Macht. Bereits Mohammed hat seine Religion als Waffe eingesetzt. Menschen haben ihre Macht seit Menschengedenken mit Religion legitimiert. Egal ob Indianer in Südamerika, antike Hochkulturen, Muslime usw.

    Wieso du jetzt auf das Bauverbot für Minarette und die Scharia zu sprechen kommst ist mir schleierhaft. Es geht am Thema vorbei. Die Befürworter der Initiative sehen in Minaretten Symbole eines religiös-politischen Machtanspruchs. Sie sprechen von Muslimen, die von der islamischen Weltherrschaft träumen. Wer solche Bilder kennt, weiss auch weshalb….

    Islam will dominate the world

    Sie sagen auch, dass viele dieser Muslime Minarette wollen und sie sagen weiter, dass solche Muslime in der Schweiz leben und Minarette in der Schweiz wollen. Ebenso sagen sie, dass islamische Gebetshäuser (Moscheen) keine Türme (Minarette) brauchen. Sie sagen ferner, dass es zu Mohammeds Zeiten keine Minarette gab. Die Gegner der Minarett-Initiative sehen im Bauverbot für Minarette die Diskriminierung einer religiösen Minderheit und eine Einschränkung der Glaubens- und Gewissensfreiheit.

    Das ist die Sophien-Kirche (Hagia Sophia) im heutigen Istanbul.

    Sophienkirche

    Nach der Eroberung der Stadt durch Muslime wurde die Kirche in eine Moschee umgewandelt und mit Minaretten versehen, welche die Kuppel überragen. Inzwischen hat man die Blaue Moschee gebaut und benötigt die Sophienkirche nicht mehr als Moschee. An die Christen zurückgeben will man die Kirche, die älter als der Islam ist, aber auch nicht. Man hat sie in ein Museum umgewandelt. Orthodoxe Christen sammeln Unterschriften für eine Pedition, welche die Rückgabe der Kirche (MUSEUM) an die Christen fordert. Die Chancen stehen schlecht. In der Türkei gestattet man Christen zuweilen nicht einmal, dass sie eine Kirche (ohne Kirchturm!!!) bauen dürfen.

    Zum Frieden im Libanon….selten so einen Schwachsinn gelesen. Schon mal etwas von der Hisbollah gehört? Das ist eine radikalislamische Terrororganisation, die aus Leuten besteht, die Hitler verehren und vom Iran unterstützt werden. Das folgende Bild zeigt Mitglieder der Hisbollah, die ihre Hand zum Hitlergruss erheben.

    Hisbollah-Anhänger

    Was ist das für ein Land, dass keine Kontrolle über private Milizen wie die radikalislamische Hisbollah hat? Frieden? Träum weiter.

  5. Du solltest meine Beiträge genau lesen und nicht irgendwas hineininterpretieren.

    Ich hab nicht vom Frieden im Libanon gesprochen sondern vom Versuch einer gemeinsamen und friedlichen Zukunft. Ob das klappt werden wir sehen.

    Ich bin doch vollkommen einer Meinung mit Dir, total einverstanden. Ich habe nur meine Meinung geäussert, dass das Minarettbauverbot in der Schweiz nichts, aber auch gar nichts an der Zukunft ändern wird. Ob Islamisten nun Türme bauen können oder nicht, das ist doch denen egal. Religiöse Fanatiker finden immer Mittel und Wege um ihre gefährliche Botschaften unter die Leute zu bringen.

    Ach ja, gestern Abend kam auf SF2 noch der Film „Religulous“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Religulous), der Fanatiker aller grossen Religionen ganz schön bloss stellt. Empfehlenswert.

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