Panik wegen S&P Rating für die USA ist unbegründet

Von Alexander Müller veröffentlicht am 7. August 2011 | 4.317 mal gesehen

Wie am Samstag bekannt wurde, hat S&P die USA vom höchsten Rating AAA auf das zweithöchste Rating AA+ heruntergestuft. Für die Massenmedien ist dies offenbar ein Grund Anleger zu verängstigen und Panik zu verbreiten. Doch ist das wirklich berechtigt? Zwar besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass diese Nachricht  am kommenden Montag bei den Börsen zu weiteren Panikverkäufen führt. Diese sind jedoch nur noch  mit der Angst und dem Herdentrieb der Anleger zu begründen.

Das neue S&P Rating für die USA ist nach wie vor sehr gut. US-Anleihen gelten damit immer noch als sichere Anlagen mit geringem Ausfallrisiko. Zum Vergleich: Das S&P Rating für die exzellente und hochprofitable Schweizer Firma Novartis ist AA- und jenes für Griechenland ist CCC. CCC bedeutet bei S&P „extremly speculative“.

S&P begründet die Herabstufung des Ratings der USA wie folgt:

  • The downgrade reflects our opinion that the fiscal consolidation plan that Congress and the Administration recently agreed to falls short of what, in our view, would be necessary to stabilize the government’s medium-term debt dynamics.
  • More broadly, the downgrade reflects our view that the effectiveness, stability, and predictability of American policymaking and political institutions have weakened at a time of ongoing fiscal and economic challenges to a degree more than we envisioned when we assigned a negative outlook to the rating on April 18, 2011.

S&P rechtfertigt seine Herabstufung damit, dass der vom Kongress* und der Administration Obama beschlossene Plan zur Konsolidierung des Staatshaushalts zuwenig weit geht als es notwendig wäre um den Staatshaushalt zu stabilisieren. Zudem beurteilt S&P Wirksamkeit, Stabilität und der Berechenbarkeit der US-Politik negativer, was aufgrund der steuerlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen sehr ungünstig ist.

Zusätzlich für Panik an den Märkten sorgt eine Rezessionsangst. Diese sehe ich zurzeit jedoch nicht. Denn die am Freitag bekanntgewordenen US-Arbeitsmarktdaten sind besser ausgefallen als von Analysten ertwartet. Ausserhalb der US-Landwirtschaft wurden 117’000 neue Jobs geschaffen. Analysten hatten mit 85’000 gerechnet. Diese gute Nachricht sollte auch einmal wahrgenommen werden. Die US-Arbeitslosenquote ist damit auf 9.1% gefallen. Eine Arbeitslosenquote in dieser Höhe ist in vielen Ländern der EU-Standard.

* Kongress = Bundesversammlung der USA, besteht aus Senat und Repräsentantenhaus

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12 Gedanken zu „Panik wegen S&P Rating für die USA ist unbegründet“

  1. Da hat Obama Mist gebaut. Wieder werden nur die Kleinen zur Finanzierung der Krise herangezogen. Steuererhöhungen für die Gutverdienenden und Reichen würden die Wirtschaft nicht so stark treffen, da sie große Teile ihres Einkommens sowieso nicht verkonsumieren, sondern sparen. Die Wohlhabenden werden jedoch vollkommen aus der Verantwortung für die nach der Finanzkrise stark angestiegene US-Schuld genommen. Stattdessen sind deutliche Einschnitte bei den staatlichen Sozialleistungen geplant. Die Einkommensschere wird sich in den USA so weiter öffnen. Ich hoffe das ist kein Muster für Deutschland.

  2. So wie ich das verstanden habe ist auch nicht der – unwahrscheinliche – Zahlungsausfall der USA das direkte Problem. Die Herabstufung in der Kreditwürdigkeit der USA führt hingegen direkt dazu, dass die USA höhere Zinsen für ihre Kredite bieten müssen. Und diese höheren Zinsen führen dann zu diversen Folgereaktionen.

  3. Raskalnikow, S&P stuft die Ausfallwahrscheinlichkeit bei US-Anleihen mit einer Herabstufung des Ratings höher ein. Entsprechend dürfte ein höherer Risikoaufschlag die Zinsen für US-Anleihen erhöhen. Wobei sich dieser Risikoaufschlag bei einem Downgrade von der höchsten Gradingstufe auf die zweithöchste Gradingstufe in Grenzen halten dürfte. AAA bedeutet „Ausfallrisiko nahezu bei null“. AA+ bedeutet „sichere Anlage, mit leichtem Ausfallrisiko“. Im Vergleich zum US-Länderrating hat unsere exzellente und hochprofitable Spitzenfirma Novartis lediglich ein Rating von AA-!

    Zum Downgrade: Die USA müssen ihre Schulden massiv abbauen und zwar mehr als sie es geplant haben. S&P geht der geplante Schuldenabbau zuwenig weit. Mir auch, siehe meinen Artikel mit dem Titel „Schuldenkrise„.

    Ich denke, dass die USA vorallem im Rüstungsetat sparen können und müssen. Dies würde natürlich eine Auswirkung auf die Rolle der USA als Weltpolizist haben. Einzelne Aktionen wären zwar nach wie vor möglich, grössere Kriege wären jedoch kaum mehr zu finanzieren. Sparmassnahmen im Rüstungsetat alleine reichen natürlich nicht um die geforderte Summe von 4 Billionen Dollar einzusparen. Da US-Ausgaben für militärische Zwecke schätzungsweise bei 710 Milliarden Dollar liegen. Weitere Einsparungen z.B. im US-Gesundheitswesen und im US-Sozialwesen und weiteren Bereichen wären ebenfalls erforderlich.

  4. Ich glaube du verkennst den Ernst der Lage. Die Herabstufung der USA auf AA+ ist erst ein Anfang. Dagong (China) hat die USA mittlerweile bereits auf A heruntergestuft. Wäre man fair und realistisch müsste man die USA auf CCC (Griechenland-Niveau) herabstufen, da die Pro-Kopf Verschuldung sogar noch grösser ist als in Griechenland.

    Dazu kommt das teilweise Pensionskassen verpflichtet sind nur Anleihen zu halten mit guten Ratings, teilweise sogar nur AAA. Diese Pensionskassen müssen somit am Montag ihre Anleihen verkaufen. Wird also die USA weiter heruntergestuft (was eigentlich nur eine Frage der Zeit ist), wird es langsam eng. Dazu kommt das mit der Herabstufung der USA ein weiteres Problem sichtbar wird: Die langfristige sichere Anlage gibt es immer wie weniger. Und für unser ganzer Sozialapparat ist eine sichere Anlage nötig.

    Das Börsen überreagieren ist bekannt, aber sind halt auch ein Indikator für zukünftige Vorkommnisse.

    Und zur US-Arbeitslosenrate: die ist geschönigt. Die Arbeitslosenrate ist zum Beispiel von 9.2% auf 9.1% gefallen weil 193000 Personen aus der Statistik fielen (Renter oder Arbeitslose die resignieren, Quelle: Bureau of Labour Statistics)

    Ansonsten interessante Themen auch wenn ich mit dir nicht immer einer Meinung bin.

  5. Hallo MrPow, ich sehe die Lage in der Tat weniger dramatisch als du. Natürlich sehe auch ich Handlungsbedarf. Deshalb habe ich u.a. im Artikel „Schuldenkrise“ geschrieben, dass sowohl die USA als auch die verschuldeten PIGS Staaten in Europa den Gürtel enger schnallen und mehr sparen müssen.

    Den Vergleich zwischen Griechenland und der USA halte ich für falsch. Grund: Das Bruttoinlandprodukt der USA betrug im Jahr 2010 14’526.5 Milliarden Dollar oder 14.5 Billionen Dollar. Die US-Schuldenobergrenze lag vor ihrer Erhöhung bei 14.3 Billion Dollar. Sie wurde nun um 2.4 Billionen auf 16.7 Billionen Dollar erhöht. Gleichzeitig wurden Einsparungen in der Höhe von 2.8 Billionen Dollar beschlossen. Somit liegt die Verschuldung der USA in etwa bei der Höhe des BIP. Die USA haben nach wie vor eine sehr starke Wirtschaftsleistung.

    Bei Griechenland sieht es wesentlich schlechter aus. Denn Griechenland hat eine schwache und weniger produktive Wirtschaftsleistung und wesentlich höhere Schulden. Das BIP von Griechenland lag im Jahr 2009 bei 337.9 Milliarden Dollar. Die Staatsverschuldung von Griechenland lag im Jahr 2010 bei ca. 468 Milliarden Dollar.

    Die USA können sich mit eigener Kraft vom Schuldensumpf befreien. Griechenland nicht, es ist dank seiner Mitgliedschaft in der Eurozone auf die Hilfe der EU und des IWF angewiesen. Schon ein bisschen was anderes nicht?

  6. Klar ein Vergleich zwischen Griechenland und USA hinkt, schon nur weil die USA eine Weltwährung hat und Griechenland im EU-Gebilde gefangen ist.
    Meinte damit einfach das wenn du die Verschuldung auf die Anzahl Einwohner verteilst, sieht die Pro-Kopf Verschuldung ähnlich aus.

  7. Den Punkt mit der Weltwährung finde ich noch interessant. Gerade da ist die Herabstufung der Kreditwürdigkeit ein weiteres Schrittchen in Richtung Ablösung des Dollars als Weltwährung.

  8. Fragt sich einfach was die neue Weltwährung anstelle des US-Dollars sein soll. Der um sein Überleben kämpfende Euro? Der chinesische Renminbi? Oder der starke Schweizer Franken?

    Offenbar bestehen zwar Ambitionen den Renminbi als Weltwährung voranzutreiben doch bis es soweit ist, ist es noch ein langer Weg. Der Weltweite Devisenhandel wird nach wie vor von Dollar und Euro dominiert. Auf den Renminbi entfallen nicht einmal 0.5% des weltweiten Devisenhandels. Im Vergleich dazu auf den Schweizerfranken immerhin etwa 3%. (Quelle)

  9. Es ist absurd: Oben – gerade bei der Herabstufung – schrieb ich noch von der (angeblich) logischen Konsequenz, nämlich dass die US-Staatsanleihen mehr Zins bieten müssen. Was ist geschehen? Genau das Gegenteil!
    Wirtschaft hat definitiv nichts mehr mit realen Ereignissen und logischen Konsequenzen zu tun… Alles nur noch Psychologie.

  10. Ich bin kein Fachmann was Anleihen angeht. Hier wie es meiner Ansicht nach läuft:

    Die Zinsen von bestehenden Anleihen ändern sich nicht. Wenn die USA neue Schulden aufnehmen und dabei neue Anleihen herausgeben, dann sind bei diesen neuen Anleihen (Neuemissionen) allenfalls höhere Zinsen zu bieten, um dem höheren Risiko gerecht zu werden. Auf bestehenden Anleihen könnte beim Kauf ein Risikoabschlag (Disagio) auf den Nominalwert eingepreist werden. Das heisst, dass man z.B. nur noch 95% des Nominalwerts zahlt. Wenn die Nachfrage auf US-Anleihen jedoch hoch ist, kann dieser Risikoabschlag auch wegfallen. Warum Anleger US-Anleihen kaufen? Eventuell weil sie diese als sicherer erachten als die volatilen Aktienmärkte.

    Mit Anleihen kann man auf zwei Arten Erträge erwirtschaften. 1. Zinserträge und 2. Kursgewinne.

  11. raskalnikow gibt den Anleihen ein wenig mehr Zeit, das passiert nicht von heute auf Morgen. Die höheren Zinsen werden noch kommen.

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