Lisa Schädel hat für die JUSOs kandidiert!

Von Alexander Müller veröffentlicht am 18. April 2011 | 5.142 mal gesehen

Laut einer Studie der jungen Politologin Lisa Schädel halten linke Politiker der SP und der Grünen mehr Wahlversprechen ein als Politiker der bürgerlichen Parteien. Die junge Wissenschaftlerin verglich Fragebögen, die von Politikern vor den eidgenössischen Wahlen 2003 und 2007 auf Smartvote.ch ausgefüllt worden waren mit dem Stimmverhalten der Politiker im Parlament. Dabei verglich sie 34 Vorlagen. Ich bin hinsichtlich dieser  Methode  skeptisch. Zweckmässiger wäre meiner Ansicht nach ein Vergleich zwischen dem Stimmverhalten einzelner Politiker und den Positionspapieren ihrer Parteien. Bei Wahlen, insbesondere bei Proporzwahlen, dürften die Positionen der Parteien eine grössere Rolle spielen als die Köpfe von weniger bekannten Politikern. Die Newcomer werden dank guter Listenplätze gewählt. Wahlversprechen haben in der Schweiz anders als in Ländern wie Deutschland zudem eine untergeordnete Rolle, da das Volk pro Jahr 3-4 mal an Volksabstimmungen teilnehmen und somit ein Wörtchen mitreden kann.

Ein weiteres Fragezeichen habe ich hinsichtlich der Neutralität  von Lisa Schädel. Sie hat 2006 für die JUSO Limmattal kandidiert und stand auf der Liste 2 der SP-Dietikon. (Quelle)

Die folgende Abbildung zeigt die Parteien mit dem Prozentsatz der eingehaltenen Wahlversprechen ihrer Politiker. Gefälligkeitsstudie?

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11 Gedanken zu „Lisa Schädel hat für die JUSOs kandidiert!“

  1. Lieber Alexander

    Erstens: Hast du das Buch gelesen? Oder beziehst du dich einzig auf den Zeitungsartikel? Eine methodische Kritik würde ich mir erst nach der Lektüre der ganzen Studie erlauben.

    Zweitens: Wenn du Wissenschaft in Frage stellst, nur weil die Forscherin als Privatperson über parteipolitische Präferenzen verfügt, kannst du so ziemlich alles in der Forschung in Frage stellen, ink. alle Forschungsbeiträge von PolitologInnen, welche FDP, CVP, BDP oder SVP-Mitglied sind oder irgendeiner Partei nur nahe stehen.

    PolitikwissenschafterInnen sind nicht meinungslose Köpfe (wie auch BloggerInnen) und können durchaus parteipolitische Vorlieben haben. Sie können dennoch Arbeit und Privates trennen und führen Untersuchungen nach wissenschaftlichen Standards durch. Kein Wissenschafter und keine Wissenschafterin kann in diesem Metier überleben, wenn ihre persönliche Einstellung ihre Ergebnisse trüben würde.

    Ich finde es unverschämt, dass du einer Forscherin Subjektivität vorwirfst, nur weil dir ihre Ergebnisse nicht passen.

  2. Hallo Deana, ich habe das Buch nicht gelesen. Die Studie ist soweit ich informiert bin nur gegen EUR 59.00 einsehbar. Das ist der Preis, den der Verlag verlangt, bei dem das Buch bezogen werden kann.

    Allerdings habe ich den Artikel in der Sonntagszeitung und die Kurzbeschreibung gelesen. Diese lautet wie folgt:

    Halten sich gewählte Politikerinnen und Politiker an ihre Aussagen, die sie vor der Wahl gemacht haben? Entsprechen ihre Positionen nach der Wahl jenen vor der Wahl? In diesem Buch geht Lisa Schädel der Frage nach, ob die von Schweizer Nationalrätinnen und Nationalräten vor der Wahl vertretenen politischen Positionen mit ihrem parlamentarischen Stimmverhalten nach der Wahl übereinstimmen, und welche Faktoren das Ausmass der Positionsänderung beeinflussen. Dazu werden die politischen Positionen von über 250 Nationalratsmitgliedern, welche diese im Vorfeld der Wahlen 2003 und 2007 bei der Online-Wahlhilfe „smartvote“ angegeben haben, mit deren anschliessenden Stimmverhalten im Parlament verglichen.

    Die methodische Kritik erlaubte ich mir nach der Lektüre der kostenlos zugänglichen Kurzbeschreibung. Daraus geht hervor, dass auf den Umstand, dass bei Proporzwahlen die Parteipositionen im Vordergund stehen, offensichtlich keine Rücksicht genommen wurde. Denn die junge Politologin hat ja gemäss Kurzbeschreibung die politischen Positionen von Parlamentariern und nicht von Parteien untersucht.

    In den meisten Kantonen werden die Nationalräte nach dem Proporzsystem gewählt. Das heisst, dass die Wähler primär die Liste der Partei wählen, von der sie glauben, dass sie ihre Positionen am besten vertritt. Wahlversprechen sind in der Schweiz weniger wichtig als Parteipositionen. Zumal Schweizer Bürger neben dem Wahlrecht auch noch ein Stimmrecht haben und nicht 4 Jahre lang auf Wahlversprechen hoffen müssen.

    Unterstellen oder Vorwerfen tue ich übrigens gar nichts. Es wird ja wohl noch erlaubt sein ein Fragezeichen zu setzen. Insbesondere dann, wenn eine Wissenschaftlerin, die für die JUSO und die SP kandidiert, in einer Studie die SP aufs Siegerpodest stellt. Befangenheit wäre hier durchaus möglich.

    Es ist die Aufgabe eines Bloggers Dinge zu hinterfragen. Insbesondere dann, wenn das die Mainstream-Medien nicht tun. Die Massenmedien haben den Umstand, dass Lisa Schädel für die JUSO auf der Liste der SP-Dietikon kandidiert hat einfach unterschlagen. Stellt euch einmal vor, was geschehen wäre wenn ein SVP’ler bei seiner Studie die SVP aufs Siegerpodest gestellt hätte. Da wäre höchstwahrscheinlich lauthals von Befangenheit die Rede gewesen aber bei einer Linken wird es unter den Teppich gekehrt.

  3. trau nur der studie die du selbst gefälscht hast. mir egal ob der wissenschaftler früher bei der juso, der sp oder der svp war. nur all zu oft wird vorallem bei politischen studien gefälscht, getrickst und verbogen was das zeug hält. am besten gefallen mir halt die manipulationsversuche des fliegenträgers bei und vor wahlen. obwohl er seit 2 jahren nur daneben gegriffen hat – ist er immernoch der hofmanipulator des rot/roten staatspropagandasenders – und das zeigt mir manipulationen sind erwünscht und gewollt.

    bedenklicher finde ich eher, dass smartvote die resultate und vermutlich auch namen rausgegeben haben – verkauft haben. wo bleibt da der datenschutz? das ist etwas was ich ziemlich bedenklich finde und es zeigt mir ebenfalls, dass smartvote kein verlass mehr ist. gut zu wissen – dass smartvote die resultate verkauft.

  4. Es gibt eine öffentlich zugängliche Studie über das Versagen des Fliegenträgers bei der Demoskopie zur Minarett-Initiative. Sie wurde im Auftrag des SF erstellt.

    Meine methodische Kritik bezieht sich in erster Linie auf die Frage inwiefern Wahlversprechen einzelner Politiker in einem demokratischen System, welches seinen Bürgern weitreichende Mitspracherechte (Referendumsrecht, Initiativrecht) gewährt, entscheidend sind. Meiner Ansicht nach sind Wahlversprechen einzelner Politiker insbesondere dann nicht von Belang, wenn nach dem Proporzsystem gewählt wird. Dies ist in den meisten Kantonen bei den Nationalratswahlen der Fall. Bei Proporzwahlen stehen Parteien im Vordergrund. Somit wären deren Positionspapiere interessant. Ausnahmen mag es bei herausragenden Persönlichkeiten, die eine Partei repräsentieren geben. Eine solche Persönlichkeit wäre beispielsweise Christoph Blocher. Welche Partei er repräsentiert muss ich glaube ich nicht extra erwähnen, oder?

    Bei der Studie von Lisa Schädel werde ich einfach den Verdacht nicht los, dass ein indeologisches Motiv dahintersteckt. Dies weil, wie bereits mehrfach gesagt, die Methodik ihrer Studie so keinen Sinn macht. Zumindest für mich nicht. Grund: Mitspracherechte der Bürger und Proporzsystem.

  5. Sag mal Alex – glaubst du nur 1 Wort das die Politiker versprochen bei einem Wahlkampf? Ich persönlich tu das schon seit Jahren nimma. Politiker sind Opportunisten – sie versprechen dir alles wenn sie dafür gewählt werden – tun tun sie eh nur das was sie wollen oder wofür sie geld bekommen.

    gutes beispiel ist der schwarze jesus der linken in den usa. obama hat was alles versprochen. ein perfektes gesundheitswesen für alle, sofortiger abzug aller truppen, 2 kriege die er sofort beenden will und achja steuererleichterung und abbau von schulden und natürlich schliessung von guantanamo.
    aber wie wir wissen – das nichts eingetreten ist. er hat noch mehr schulden gemacht, weitere kriege angefacht, steuern für die reichen gesenkt für normalos erhöht usw…

    jeder der glaubt was politiker sagen ist einfach dumm – nicht nur blauäugig. mir kommt da immer wieder ein satz von superman in den sinn „macht korrumpiert“ stimmt leider…

  6. Es kann ja auch sein, dass bürgerliche PolitikerInnen besser auf gegebene Umstände reagieren und sich nicht auf einmal angegebene Positionen versteifen, während Linke stur und ideologisch bleiben? Es muss ja nicht zwingend etwas Negatives bedeuten, wenn man von einer einmals angegebenen Position abrückt. Es geht ja nicht drum wer „besser ist“: In der Studie wurde einfach ein Zusammenhang festgestellt. Was den Zusammenhang erklären könnte, wird in dem Buch von Schädel auch sicher diskutiert, halt einfach nicht in der Kurzversion in der Sonntagszeitung. Man sollte knallige Schlagzeilen nicht zu eng sehen, das wissen wir doch langsam….

    Und zur Methode: die darfst du gerne in Frage stellen. Die Autorin interessiert sich in ihrer Untersuchung halt für die Positionen der einzelnen PolitikerInnen. Nur weil für dich die Parteiposition relevanter ist als die persönliche Position, heisst das noch nicht dass die Studie nicht legitim resp. nach deiner Definition gar „falsch“ wäre.

  7. Annubis, ich unterscheide zwischen Majorzwahlen und Proporzwahlen. Was ich sage ist, dass die persönlichen Wahlversprechen von einzelnen Politikern bei Proporzwahlen nicht so relevant sind. Unter Proporzwahlen versteht man Verhältniswahlen. Die Sitze werden auf die Parteien anhand der Stimmen, die diese erhalten haben verteilt. Die Partei, welche die meisten Stimmen erhalten hat, erhält die meisten Sitze. Deshalb ist die SVP-Fraktion zurzeit die grösste Fraktion im Nationalrat. Die SVP hat 2007 28.9% der Wählerstimmen erhalten. Das war mit Abstand am meisten. Bei Majorzwahlen, wie das im Ständerat meist üblich ist, würden hingegen die Versprechen der Politiker mehr zählen. Allerdings sind gerade Standesvertreter eben keine reinen Parteisoldaten, denn sie haben einen Kanton zu vertreten.

    Deana, für dich gilt dasselbe was ich Annubis gesagt habe. Bei Proporzwahlen sind die Positionspapiere der Parteien entscheidend. Die meisten Wähler kennen ja die Politiker auf den Listen der Parteien gar nicht. Dies trifft insbesondere auf die unbekannten Newcomer zu. Ich selbst staune ja immer wieder, wenn ich mir unbekannte Bleichgesichter von Greenhorns der eigenen Partei, die ich nicht kenne, auf Plakaten sehe. Die Wähler wählen die Partei, von welcher sie denken, dass sie ihre Interessen am ehesten vertritt.

    Bei Majorzwahlen wie sie bei der Wahl der Ständeräte üblich ist, haben Wahlversprechen mehr Gewicht. Allerdings muss man bei Ständeräten berücksichtigen, dass diese Standesvertreter sind. Sie haben die Interessen eines Kantons und nicht primär die Interessen ihrer Partei zu vertreten.

    Aus diesen Gründen halte ich die Methode von Lisa Schädel für unpassend. Wenn Politologen solche Arbeiten abliefern, muss man sich nicht wundern, wenn es immer mehr Leute gibt, die deren Studien für Gefälligkeitsstudien halten. Unseriöse Studien schaden der Glaubwürdigkeit. Dass die Massenmedien sowas einfach ohne Kritik abdrucken ist schon äusserst erstaunlich. Es deutet daraufhin, dass der investigative und kritische Journalismus einem qualitativ minderwertigem Mainstream-Journalismus gewichen ist.

  8. Diese Kritik von Alexander Müller ist doch schlicht unseriös: Wenn man nicht weiß, was Schädel untersucht hat, dann kann man ihre Arbeit auch nicht kritisieren. Es kann ja gut sein, dass sie als Politologin den Unterschied zwischen Majors- und Proporzwahlen auch kennt.
    Die Frage, ob sich PolitikerInnen besser ans Parteiprogramm oder an ihre Wahlversprechen halten sollen, kann man wohl nicht allgemein beantworten. Ich schaue mir die KandidatInnen an und wähle sie nach ihren Positionen – und nicht primär nach denen der Partei.

  9. Das sehe ich eben anders als du Philippe Wampfler. Es ist aufgrund des Abstracts bekannt was Lisa Schädel untersucht hat und darauf stützte ich mich bei meiner Kritik.

    Es geht nicht um den Unterschied zwischen Majorz- und Proporzwahlen. Sondern um den Wert von Wahlversprechen beim jeweiligen Wahlverfahren. Wenn die Partei im Vordergrund steht, dann sollte man das Positionspapier der Partei anschauen. Wenn der Kopf im Vordergrund steht, dann kann man die Wahlversprechen anschauen. Wobei man bei Ständeräten beachten sollte, dass die auch die Interessen des Kantons vertreten sollen. Warum wohl wurde Ueli Maurer 2007 nicht in den Ständerat gewählt? Weil es eine Majorzwahl war und Maurer praktisch nur von den SVP-Wählern gewählt wurde. Bislang wurden gemässigte Politiker ins Stöckli gewählt, keine Hardliner.

    Bitte einfach einmal meine Kritik zur Kenntnis nehmen anstatt einfach nur blind die Parteigenossin oder die Genossin im ideologischen Geiste zu verteidigen. Ausserdem ist es richtig, wenn die Allgemeinheit den ideologischen Hintergrund von Lisa Schäedel kennt. Ich habe die Fakten bezüglich ihrer Kandidatur für die JUSO auf den Tisch gelegt. Gerade diese Heimlichtuerei macht die Angelegenheit umso verdächtiger.

  10. Eine statistische Auswertung arbeitet mit Zahlen – die dann interpretiert werden können. Ob diese statistische Arbeit richtig gemacht worden ist und/oder zulässig ist, hängt in meinem Verständnis nicht mit der Parteizugehörigkeit der Forscherin zusammen.
    Ich sehe aber ein, dass der Begriff „Wahlversprechen“ tendenziös ist – kann aber nicht erschließen, ob der so im Buch gebraucht wird.

  11. Ach Philippe, jetzt habe ich doch schon mehrfach geschrieben um was es geht. Ich habe keine Lust meine Aussage ständig zu wiederholen.

    Nochmals:
    Bei Proporzwahlen stehen die Parteien im Vordergrund. Die Parteien erhalten bei Proporzwahlen im Verhältnis der erhaltenen Stimmen Sitze zugeteilt. Sie verteilen diese Sitze dann auf ihre Politiker, entsprechend dem Listenplatz.

    Ergo macht es schlicht ergreifend keinen Sinn, wenn man die Meinung von Herrn Hansmuster Unbekannt und Frau Neukandidatin Niemand analysiert und mit dem unverbindlichen Statement, welches diese Nobodies auf Swissvote.ch abgegeben haben, vergleicht und dann daraus Rückschlüsse in Bezug auf deren Parteien zieht. Das ist schlicht ergreifend einfach ein unseriöser Witz.

    Auch bei bekannteren Politikern, die nach dem Majorzsystem in den Ständerat gewählt wurden, machen solche Charakterstudien wenig Sinn. Zumal Politiker im Ständerat Standesvertreter und keine reinen Parteisoldaten sind.

    Sinnvoller wäre es, wenn man das Verhalten von Parteifraktionen in den Parlamenten entsprechend der Positionspapiere überprüft. So kann man sehen ob eine Partei die Werte, zu welchen sie sich bekennt, auch vertritt bzw. sich auch dafür einsetzt. Das wiederum würde dann zu einer höheren Glaubwürdigkeit der Partei beitragen. Wie beim Leitbild eines Unternehmens ginge es dabei darum ob die Werte, zu denen sich das Unternehmen bekennt, vom Management und der Belegschaft auch wirklich gelebt werden und verinnerlicht sind. Man könnte z.B. überprüfen wie eine Partei, die sich zur Marktwirtschaft bekennt, zu Subventionen, Protektionismus und staatlichen Eingriffen steht…oder wie eine Partei, die sich für Freiheit und Liberalismus einsetzt, zu alternativen Gesellschaftsmodellen und staatlicher Bevormundung steht usw.

    Aber von mir aus können Politologen wie Lisa Schädel machen was sie wollen. Sie brauchen sich nur nicht wundern, wenn sie damit dem Ruf ihrer Zunft schaden.

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