Kulturschock: Minarett und Kopftuch

Von Alexander Müller veröffentlicht am 27. Februar 2011 | 3.449 mal gesehen

In den 1970er Jahren änderte die Schweiz die Gesetze für ausländische Arbeiter und bewilligte den Familiennachzug von Angehörigen von Gastarbeitern. Dies führte zu einer Zunahme der muslimischen Bevölkerung und zu einer Veränderung ihrer Präsenz in der Schweiz. Die muslimischen Gastarbeiter, die zunächst nur temporär in der Schweiz lebten, begannen sich mit ihren Familien dauerhaft in der Schweiz niederzulassen. Das wiederum hatte für unsere Gesellschaft grundlegende Konsequenzen. Die Muslime begannen sich in islamischen Organisationen und Kulturvereinen zu organisieren und Forderungen zwecks Erfüllung ihrer religiösen und kulturellen Bedürfnisse zu stellen. Dies führte zu Debatten über islamische Friedhöfe, Eltern, die ihre Kinder nicht in den Schwimmunterricht, Turnunterricht oder ins Klassenlager schicken wollten, Kopftücher, die Scharia, Zwangsehen, Ehrenmorde, Minarette usw.

Bei aller Weltoffenheit und Toleranz sollte man bei den Debatten nicht nur auf die Befindlichkeiten der Zuwanderer achten. Man sollte auch auf die Bedürfnisse der ursprünglichen Bevölkerung Rücksicht nehmen. Es könnte z.B. sein, dass sich jemand stört, wenn er plötzlich vor seinem Fenster ein Minarett sieht. Es könnte sein, dass es jemandem missfällt, wenn er sich auf der Strasse mit einer zunehmenden Anzahl von Frauen, die ein Kopftuch tragen, konfrontiert sieht. Das muss übrigens überhaupt nichts mit Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und/oder Nationalismus etc. zu tun haben. Es könnte nämlich auch einfach so sein, dass es sowohl auf der Seite der Einwanderer als auch auf der Seite der Alteingesessenen zu einer Art Kulturschock kommt. Schliesslich verändert sich auch die Welt der Alteingesessenen.

Die Intergration bringt nicht nur Probleme zwischen Behörden und Einwanderern mit sich. Es gibt auch gesellschaftliche Probleme. Je nach Herkunft gibt es gravierende Unterschiede hinsichtlich Sitte, Moral und Ethik. In unserem Land leben auf kleinstem Raum Menschen mit verschiedensten Auffassungen über eine ideale Gesellschaft zusammen. Da gibt es Leute, die wie die Nacktwanderer der Freikörperkultur frönen und gerne in der Öffentlichkeit nackt herumlaufen und dann gibt es Leute, die es vorziehen ihre Ehefrauen in der Öffentlichkeit unter einer Burka zu verstecken. Die einen sehen Nacktheit als etwas Natürliches an, dass von religiösen Moralaposteln mit doppelbödigen Moralvorstellungen jahrhundertelang unterdrückt wurde und die anderen sehen es als unsittlich an, wenn fremde Leute das Gesicht ihrer Ehefrau sehen können.

Wie kann man in so einer multikulturellen Gesellschaft friedlich zusammenleben? Sicherlich nicht mit einem Kompromiss, denn dazu sind die Gegensätze einfach viel zu gross. Bei einem Kompromiss würden alle Beteiligten viel zu viel verlieren. Ausserdem wären gerade religiöse Menschen sicherlich nicht zu Kompromissen bereit, die ihrem Glauben zutiefst widersprechen. Soll also der Alteingesessene FKK’ler seine Bedürfnisse unterdrücken, weil eine Anpassung dem zugewanderten Immigranten aus religiösen Gründen nicht zumutbar wäre? Soll ein Anhänger einer Religion die Erotikwerbung von Bordellen oder Erotikmessen einfach so akzeptieren oder soll er im Namen seines Gottes darauf bestehen, dass solche Werbung verboten wird? Er könnte neben religiösen Motiven auch noch den Jugendschutz als Argument vorschieben um sein Ziel zu erreichen.

Hier gibt es meiner Ansicht nach noch sehr viel zu diskutieren und zwar nicht nur auf der Ebene von Religionswissenschaftlern und von B-Promis. Es handelt sich um gesellschaftliche Probleme, die von der Gesellschaft, in der wir leben gelöst werden müssen.

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Ein Gedanke zu „Kulturschock: Minarett und Kopftuch“

  1. Soll sie dort hingehn wo sie herkommt und dort mit ihrem Kopftuch weiter Basketball spielen.
    Ein Sport sollte nicht mit Politik Religion verbunden werden, daher einfach Kopftuch weg dan hätte ich auch kein Problem.

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