Ist die politische Korrektheit am Ende?

Von Alexander Müller veröffentlicht am 21. Januar 2014 | 2.273 mal gesehen

Jahrelang kämpften Linke und linke Journalisten für die politische Korrektheit. In den Medien und in der Politik wurden Stildebatten geführt. Zeitungen weigerten sich öffentlich Inserate eines Komitees entgegen zunehmen, die es gar nicht gab. Anschliessend berichteten sie tagelang umfassend und werbewirksam im redaktionellen Teil über Plakate und Inserate, die sie nicht im Werbeteil publizieren wollten.

Viele Journalisten und Linke begrüssten es, wenn medienbekannte Anwälte wie David Gibor Strafanzeigen gegen den SVP-Vorstand und einzelne SVPler einreichten. Es wurde dann jeweils ausführlich darüber berichtet. Dabei durften Vertreter der Bischofskonferenz und der Kommission gegen Rassismus ihren Senf dazu geben. Es gab sogar Fälle da haben Journalisten aktiv dazu beigetragen, dass gegen politische Gegner Strafverfahren eingeleitet wurden.

Im Juni 2012 konnte man auf Twitter folgendes lesen:

SVP-Alexander-Mueller

Michele-Binswanger-Rassismusstrafnorm

Umso erstaunlicher ist es wie einzelne Medienvertreter plötzlich reagieren, wenn jemand in Visier der Justiz gerät, dem sie gut gesinnt sind. Das folgende Bild zeigt den Titel und den Lead eines Artikels der Journalistin Michèle Binswanger.

Michele-Binswanger_Blogartikel

Kann es sein, dass gewisse Medienvertreter mit zweierlei Mass messen? Einmal wird die Justiz wahrscheinlich sogar direkt von den Medien aufgeboten um gegen jemanden zu ermitteln. Ein anderes Mal soll es falsch sein wenn Richter entscheiden, wie wir über andere Menschen sprechen. Dies notabene noch bevor die Richter überhaupt entschieden haben. Versteht ihr das? Logisch erscheint mir das nicht.

Ich habe den Eindruck, dass es von Medienvertretern mit Freude zur Kenntnis genommen wurde, als David Gibor Strafanzeigen gegen SVP-Vertreter einreichte. Jetzt hat David Gibor gegen jemanden eine Strafanzeige eingereicht, demgegenüber die Medien offensichtlich wohlgesonnen sind. Entsprechend verschieden fällt die Resonanz der Medienvertreter aus.

Jetzt werden Gesetze, die vorher noch von Linken befürwortet wurden plötzlich kritisch betrachtet und die politische Korrektheit wird plötzlich in Frage gestellt. Ist das nicht scheinheilig?

Ich ziehe Richter Journalisten vor, wenn es darum geht darüber zu befinden ob etwas rassistisch ist oder nicht! Mit Sicherheit können Richter das besser beurteilen als Journalisten.

Es ist einfach einmal so, dass es ein Antirassismusgesetz in der Schweiz gibt. Die Mehrheit des Stimmvolks hat 1994 Ja zum Antirassismusgesetz gesagt. Auch Blocher war möglicherweise für die Antirassismusstrafnorm.  Dagegen waren hauptsächlich Vertreter der Schweizer Demokraten und der Autopartei.

Meiner Meinung nach sollten die Medienvertreter jetzt einfach einmal ruhig sein und die Justiz ihren Job machen lassen. Es steht ja noch gar nicht fest, dass Massimo Rocchi verurteilt wird. Die Eröffnung eines Strafverfahrens ist noch kein rechtskräftiges Urteil. Liebe Medienvertreter lasst jetzt die echten Justizexperten arbeiten und haltet euch zurück.

Es gibt im übrigen keinen vernünftigen Grund um mutmasslichen Rassismus unter dem Label „Satire“ vor Strafverfolgung zu schützen. Wenn Satire mutmasslich rassistisch ist, dann muss sie natürlich auch strafrechtlich verfolgt werden. Es kann ja nicht sein, dass mutmasslicher Rassismus von der Strafverfolgung ausgeklammert wird,  weil er der allgemeinen Belustigung und Unterhaltung eines Publikums dient. Spass auf Kosten von Dritten, wird eben von letzteren nicht immer als lustig empfunden.

Notabene: Liebe Journis, erinnert ihr euch noch wie ihr über die SVP-Widen berichtet habt? Erinnert ihr euch noch, wie ihr über das Kosovaren-Inserat der SVP berichtet habt? Wo war der kritische Journalismus damals? In den Ferien?

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