Herodes der Grosse

Von Alexander Müller veröffentlicht am 18. Dezember 2010 | 5.493 mal gesehen

Laut Bibel war Herodes der Grosse ein böser Mensch. Der Überlieferung nach soll er versucht haben Jesus Christus zu ermorden. Zu diesem Zweck soll er seine Soldaten ausgeschickt haben um in Bethlehem und dessen Umgebung sämtliche Knaben im  Alter von bis zu zwei Jahren zu töten.

Die Sache hat jedoch einen Haken. Herodes starb wahrscheinlich vor der Geburt von Jesus Christus. Ausserdem fand die Volkszählung, die der Grund des Aufenthalts von Josef und Maria in Bethlehem war, nach dem Tod von Herodes statt. Die Hauptquelle über das Leben des Herodes ist Flavius Josephus, er erwähnt nichts vom Kindsmord.

Anmerkung: Die Enthauptung von Johannes dem Täufer ging aufs Konto von Herodes Antipas, dem Sohn und Nachfolger Herodes des Grossen. Der Frömmler und Moralapostel Johannes der Täufer warf Antipas und dessen Frau Herodias Ehebruch vor. Das kostete ihn den Kopf.

Quellen:
Matthäus Evangelium, Kapitel 2, Vers 16 – Kindermord in Bethlehem
Markus Evangelium, Kapitel 6, Vers 14 – Enthauptung Johannes des Täufers

Fakt ist, dass Herodes der Grosse mit Hilfe der Römer und ihrer Legionen gewaltsam an die Macht kam. Er war bei den Juden unbeliebt, weil er als römischer Vasallenkönig die Herrschaft der Hasmonäer beendete. Die Hasmonäer waren ein altjüdisches Herrschergeschlecht. Der Hasmonäer Antigonos regierte mit Hilfe der Parther, Roms Rivalen, in Jerusalem. Nach dem Einmarsch römischer Truppen in Jerusalem wurde Antigonos hingerichtet und Herodes wurde als König eingesetzt. Für die Juden war Herodes kein echter Jude und sie erkannten seinen Herrschaftsanspruch nicht an.

Herodes stammte aus einer wohlhabenden indumäischen Familie. Die Indumäer wurden von den Hasmonäern zum Judentum gezwungen. Nun hatte er, der Indumäer es gewagt, die legitimen Herrscher Jerusalems mithilfe der Römer zu beseitigen um sich deren Position anzueignen. Das konnten die Juden nicht akzeptieren.

Gut möglich, dass sich der Hass der Juden auf Herodes in Form von infamen Lügen in der Bibel erhalten hat. Es gibt in der Geschichte des Christentums ähnliche Muster bei anderen Geschichten. Als zum Beispiel Konstantin der Grosse seinen Rivalen Maxentius bei der Schlacht an der Milvischen Brücke besiegte, wurde ihm göttliche Auserwählung angedichtet. Konstantin soll vor der Schlacht eine Vision Gottes gehabt haben. Nachdem er über den Nichtchristen Maxentius gewonnen hatte, liess er sich taufen. Vision hin oder her, Maxentius wurde Opfer eines Unglücks. Er liess die Milvische Brücke präparieren. Die Brücke sollte beim Überschreiten der Truppen Konstantins zusammenbrechen. Dummerweise brach sie aber viel zu früh, als sich Maxentius noch auf der Brücke befand, zusammen. Maxentius viel dabei in den Tiber und ertrank. Der Machtkampf war entschieden. Dass sich Konstantin taufen liess, war wohl eher ein politischer Schachzug um sich den Rückhalt der immer zahlreicher werdenden christlichen Bevölkerung zu sichern. Einen besonders christlichen Lebenswandel kann man dem machtbewussten Herrscher nicht nachsagen. Aber das kann man ja kaum einem Herrscher oder Kirchenfürsten.

Eine andere tragische Figur, der vom Christentum Böses unterstellt wird, war Kaiser Nero. Angeblich soll er Rom angezündet haben und es den Christen angehängt haben. Die späteren Kirchenfürsten, viele von ihnen waren gottlose und machthungrige Gesellen mit verlogener Doppelmoral, liessen jedenfalls kein gutes Haar an ihm. Er galt als Inbegriff des Bösen. Inzwischen sind an diesem Bild erhebliche Zweifel angebracht. Jene, die über Nero und Maxentius lästerten waren Menschen, die Prostitution verteufelten und gleichzeitig schwere Menschenrechtsverletzungen wie Folter und Hexenverbrennungen usw. verübten. Die katholische Kirche hatte zahlreiche finstere Gesellen in ihren Reihen. Sie jagten ihren Gläubigen Angst vor dem Fegefeuer ein und machten ihnen anschliessend mit dem Verkauf von Ablassbriefen wieder Hoffnung. Damit finanzierten sie sich ein Leben in Völlerei mit Sexorgien und bauten Kirchen und Kathedralen wie z.B. den Petersdom (Vatikan) in Rom.

Die vernünftigen Menschen und die Zweifler wurden als Ketzer oder Hexen hingerichtet um den Blutrausch des Mobs zu befriedigen. Manchmal konnte man durch Denunziation auch einen Konkurrenten oder eine Nebenbuhlerin loswerden. Das Treiben der Mächtigen in der katholischen Kirche wurde erst durch die Reformatoren, welche den Ablasshandel anprangerten, in Frage gestellt. Europa wurde in Folge durch die Reformation und den Dreissigjährigen Krieg erschüttert. Französische Revolution, Aufklärung und industrielle Revolution drängten die Macht der falschen Moralapostel weiter in den Hintergrund. Leider fand die Aufklärungswelle hauptsächlich in Europa statt. Die Globalisierung hat den Konflikt zwischen aufgeklärter Moderne und rückständigen Gläubigen wieder entfacht. Heute wird er mit Hasspredigern und Bomben geschürt. Die religiösen Fanatiker können dabei auf die Einfalt von einigen modernen Menschen zählen. Diese modernen Menschen wissen nicht mehr was religiöse Unterdrückung und religiöser Terror ist und setzen sich daher für grenzenlose Religionsfreiheit ein. Ohne es zu merken, sägen sie am Ast auf dem sie sitzen. Zum Schutz der liberalen Gesellschaft, darf es keine grenzenlose Religionsfreiheit geben!

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