Friedrich Dürrenmatt – Die Schweiz als Gefängnis

Von Alexander Müller veröffentlicht am 1. Dezember 2013 | 4.205 mal gesehen

Rede von Friedrich Dürrenmatt vom 22.11.1990 anlässlich der Verleihung des Gottlieb Duttweiler Preises an Vaclav Havel. Wenige Wochen später war Dürrenmatt tot.

Ich bin kein grosser Kenner von Dürrenmatt, meine aber zu erkennen, dass er ein Beobachter seiner Zeit war. Das widerspiegelt sich jedenfalls in seiner Rede von vor 23 Jahren. Anlässlich seiner Rede zu Ehren von Vaclav Havel, sprach er von Menschenrechten und der Gleichheit vor dem Gesetz. Ich kannte diese Rede bis gestern nicht und bin daher erstaunt, dass sich Dürrenmatts Worte in Bezug auf die Menschenrechte und die Gleichheit vor dem Gesetz mit meinen Blogartikeln decken. Bei Minute 13:30 hat er sich jedoch über die Bevölkerungsexplosion um drei Stellen geirrt. Er meinte, dass wir nicht wissen wie es sein wird wenn 10 Millionen Menschen die Erde bewohnen. Da muss er wohl 10 Milliarden gemeint haben, eine Zahl mit drei Nullen mehr.

Dürrenmatt galt als literarische und moralische Instanz der Schweiz und er war wohl für eine [aartikel]325706795X:right[/aartikel] offene Schweiz. Er suchte offenbar sogar einmal den Anschluss ans Reich. Was viele heute vielleicht nicht mehr wissen, er war im Alter von 20 Jahren im Jahr 1941 für ein paar Monate Mitglied der Fröntler-Vereinigung «Eidgenössische Sammlung». Er trat dieser Vereinigung kurz vor dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion bei. Als begeisterter Fröntler soll er laut Polizeirapport an einer Fröntler-Versammlung gar den Wunsch geäussert haben auch extreme Nationalsozialisten, die für den Anschluss seien, in die Eidgenössische Sammlung aufzunehmen. Es komme seines Erachtens sowieso nur noch ein Anschluss in Frage. Als seine Mitgliedschaft bei den Fröntlern bekannt wurde, wurde dies damit beschwichtigt, dass diese nur wenige Wochen gedauert habe. Es waren einige Monate. Ausserdem wird dabei gerne verschwiegen, dass er nach seinem Austritt aus der Eidgenössischen Sammlung den «Freunden der Eidgenössischen Sammlung» beitrat.

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