Der primitive Geist des Boulevards

Von Alexander Müller veröffentlicht am 23. Februar 2013 | 1.808 mal gesehen

Jeder weiss, wie hartnäckig sich dämliche oder gar erlogene Verlautbarungen und Gerüchte halten. Oft bleiben Sie unbeantwortet im Raum stehen. Brisant wird es, wenn die Massenmedien die Gerüchte aufgreifen und über sie berichten.

Jede von den Medien in die Welt gesetzte unrichtige oder erläuterungsbedürftige Darstellung von Fakten oder sogar Mutmassungen richtet Schaden an! Dies, weil sie von einem grossen Teil der Medienkonsumenten unkritisch als Wahrheit hingenommen wird. Von einer unqualifizierten Medienberichterstattung Betroffene sind dabei enormen Belastungen und Irritationen ausgesetzt. Einige von Ihnen erleiden sogar massive Einschnitte in ihren Lebenslauf und müssen sich in der Folge neu orientieren.

Besonders schlimm ist es, wenn Schmierjournalisten der Boulevardmedien über vermeintliche moralische Verfehlungen berichten. Gerade Schmierjournalisten verstehen es mit impertinenter Boshaftigkeit Betroffene auf infamste Weise in ein schlechtes Licht zur rücken. Ihre Berichte stehen oft in keinem sachlichen Zusammenhang mit dem eigentlichen Thema und führen den unbedarften Medienkonsumenten subtil zur Antipathie gegenüber dem Medienopfer. In ihren Berichten wird gefärbt, gemutmasst, unterstellt und suggestiv gefragt. Sie ziehen ihre Opfer durch Dreck und sorgen dafür, dass an ihnen etwas davon haften bleibt. Der Boulevardjournalismus versucht seine Leser zur Entrüstung, zur Empörung oder zum Tadel des Betroffenen zu treiben.

Blick-primitiv

Die Macht der Medien ist dabei nicht zu unterschätzen. Sie werden nicht umsonst als «vierte Gewalt» bezeichnet. Denn die Medien sind in der Lage mit ihrer Berichterstattung und ihren Kampagnen die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Sie können Lawinen öffentlicher Begeisterung oder Entrüstung lostreten. Das sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Denn wenn ein Informationsmedium zum Machtfaktor wird, wird es gefährlich. Der Geist der Aufklärung ist in Gefahr wenn aus Informationen zielgerichtete Propaganda wird.

Es sollte beachtet werden, dass Medienkonzerne und Verlage Wirtschaftsbetriebe sind! Die Verleger als Kapitalgeber wollen Gewinn erzielen. Das kann zu einem Zielkonflikt führen. Denn guter Journalismus verlangt gute Recherche und die kostet. Kosten schmälern den Gewinn.

Es sind die Ergebnisse einer guten Recherche die das Gute im Journalismus zutage fördern und fundierte und qualifizierte Meinungsbildung ermöglichen. Doch dem wirkt der schnelllebige und reisserische Boulevardjournalismus entgegen. Boulevardmedien fördern unter dem Deckmantel der Pressefreiheit Vorurteile. Der Sinn- und Wahrheitsgehalt der Berichterstattung wird finanziellen Interessen untergeordnet. Statt aufzuklären bedienen die Boulevardmedien den primitiven Geschmack der Massen. Sie tun dies mit nackten Frauen, Sexgeschichten, Geschichten über dramatische Ereignisse, Skandalisierung, Personalisierung, Hetze und indem sie die niedrigsten Instinkte menschlicher Abgründe ansprechen.

Die Medienkonsumenten haben es in der Hand! Sie können die Fehlentwicklung der Massenmedien mit der Auswahl der Medien, die sie konsumieren, stoppen. Sie können den wirtschaftlichen Nutzen von Boulevardmedien stoppen und jenen von Qualitätsmedien erhöhen. So können sie auch die Medienberichtstattung beeinflussen. Leider wird das wohl ein frommer Wunsch bleiben. Denn es ist nur eine begrenzte Anzahl aller Medienkonsumeten tatsächlich an gut recherchierten Nachrichten und analytischen Kommentaren interessiert. Die Massen bevorzugen die leichte Kost des Boulevards. Dafür dürften vor allem die Bildungsdefizite der breiten Bevölkerung verantwortlich sein. Sie sind es, welche die Ausbreitung einer oberflächlichen und rein plakativen Medienwelt vorantreiben.

Letztlich muss man erkennen, dass die Boulevardzeitungen gemessen an ihrem Informationsgehalt bestenfalls als Toilettenpapier taugen.

PS: Dieser Artikel beruht auf einem anderen Artikel, den ich irgendwann in einem Forum gelesen habe. Aufgrund eigener Erfahrungen habe ich mich wieder daran erinnert und gebe ihn sinngemäss, ergänzt mit meinen eigenen Erfahrungen, wieder.

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