Denn sie wissen nicht was sie tun

Von Alexander Müller veröffentlicht am 26. September 2010 | 4.575 mal gesehen

Im Jahr 1955 erschien der Film „Rebel Without A Cause“ mit James Dean in der Hauptrolle.  Der Titel der Deutschen Ausgabe lautet „Denn Sie wissen nicht was sie tun“.  Anbei die Szene mit dem sogenannten „Chicken Run“. Es handelt sich dabei um eine Mutprobe. Zwei Kontrahenten rasen dabei mit ihren gestohlenen Autos auf eine Klippe am Meer zu. Der Gewinner der Mutprobe ist jener, der zuletzt aus dem Auto springt. Derjenige, der früher aus dem Auto springt ist das „Chicken“ bzw. der Hasenfuss oder Feigling. Bei der Mutprobe geht etwas schief. Während Jim (James Dean) kurz vor der Klippe aus dem Auto springt, bleibt Buzz (der Kontrahent) mit dem Ärmel seiner Jacke am inneren Türgriff des Wagens hängen, stürzt mit dem Wagen über die Klippe in die Tiefe und stirbt.

Der Film thematisiert bereits in den 1950 er Jahren jugendlichen Leichtsinn und zeigt auf in welchem Umfeld er entsteht. Mich erinnert dieser Chicken Run an moderne Raserrennen. Es ist meiner Ansicht nach kein Zufall, dass sehr oft junge Ausländer Raser sind. Ich denke, dass die Hetzkampagnen von Road Cross und die Skandalisierung der Medien der falsche Weg sind um das Raserproblem zu lösen. Das führt höchstens zu härteren Strafen. Dann sitzen mehr junge Menschen im Gefängnis oder fahren ohne Führerausweis herum. Das ist keine vernünftige Lösung.

Wir sollten uns einmal vor Augen halten, dass die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle seit 1970 um mehr 75% zurückgegangen ist! (Siehe auch diesen Artikel) Dies obwohl sich das Verkehrsaufkommen verdreifacht hat! Ebenfalls ist die Zahl der Schwerverletzten zurückgegangen.

 Strafverschärfungen sind der falsche Weg um dieses spezifische Problem von meist ausländischen Jugendlichen zu lösen. Wir dürfen dieses Problem nicht verbissenen Juristen und durchgeknallten Nulltoleranz-Fanatikern überlassen. Es sind intelligente Lösungen gefragt. Diese Jungen Männer benötigen eine Perspektive. Die Hetzerei und die Skandalisierung der Medien und von Road Cross bringt uns nicht weiter.

Rebel Without a Cause

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11 Gedanken zu „Denn sie wissen nicht was sie tun“

  1. Und wenn wir schon dabei sind, wieso anden wir durch die durchgeknallten Nulltoleranz-Fanatikern angeprangerten Delikte wie Diebstähle oder Einbruch überhaupt noch und finden keine intelligenteren Lösungen.

    Sorry, aber ich habe überhaupt kein Verständnis für Kriminelle, besonders wenn sie Leib und Leben anderer gefährden. Ein Dieb verursacht meistens nur einen materiellen Schaden, aber die Raser morden nicht nur sich selber sondern andere gleich mit. Da hört bei mir definitiv die Toleranz auf und verlange Null-Toleranz vom Staat und drakonische Strafen. Diese jungen Männern gehört ihr Macho-Gehabe ausgetrieben. Das ist die einzige Perspektive welche sie benötigen um unbeschadet durchs Leben zu kommen.

  2. Einfach mal den Link lesen. Hier ein Hinweis:

    The young delinquent becomes bad because he is defined as bad.

    Deviance is not a quality of the act the person commits, but rather a consequence of the application by others of rules and sanctions to an ‚offender.‘ The deviant is one to whom the label has successfully been applied; deviant behavior is behavior that people so label.

    Devianz (Abweichung) wird sozial konstruiert. Ohne gesellschaftliche Normen gibt es keine Abweichung von Normen. Es gibt formale Normen (Verfassung, Gesetze) und informelle Normen (Bräuche, übliches Verhalten). Diese Normen können je nach Gesellschaft (zeitliche Dimension, geografische Dimension usw.) verschieden sein. In Afghanistan ist man bereits ein Krimineller wenn man vom Islam zum Christentum übertritt. Darauf steht dort die Todesstrafe. Wie sich Normen mit der Zeit verändern können, sieht man bei der Raserhetze. Früher galt Rasen als Kavaliersdelikt. Inzwischen haben es die Leute von Road Cross und die Medien fertig gebracht, dass Rasen als Schwerverbrechen gilt. Entsprechend haben sich die Strafnormen geändert.

    Bereits der Römer Tacitus hat begriffen um was es geht! Von ihm ist folgende Aussage bekannt:

    Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen. – Publius Cornelius Tacitus (55-120)

  3. Die Frage ist dann halt, wie man der Mutter eines Opfers beibringt, dass der typ, der gerade ihre Tochter plattgefahren hat, bereits ein bis zweimal wegen viel zu hoher Geschwindigkeit vor Gericht stand, aber durch „intelligente Lösungen“ erst mal wieder auf freien (Blei)Fuss gesetzt wurde.

    Ich verstehe die Argumentation durchaus, dass gerade bei jungen Tätern nicht direkt lebenslange Haftstrafed drohen sollte, allerdings sehe ich da zwei Probleme.

    – Die Jungs sind meist über 18. Zwar ist man mit 18 noch jung und unerfahren, aber wenn man doch nicht ganz zurechnungsfähig ist, wieso dürfen wir mit 18 schon wählen? Wenn man volljährig ist, kann man die vollen Rechte als Staatsbürger in Anspruch nehmen, muss aber auch alle Pflichten und Konsequenzen tragen. Volle Rechte aber nicht alle Pflichten ist der falsche Ansatz, dann heben wir das Wahlalter einfach auf 21 an und fertig.
    – Viel zu oft wird darüber nachgedacht, wie man den Täter wieder in die Gesellscahft eingliedert, ohne zu bedenken, dass man mit zu laschen Strafen die Opfer und deren Angehörige aus eben dieser herausdrängt. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin eindeutig für Resozialisierung, sofern diese im vernünftigen Masse möglich ist und befürworte weder Todesstrafe noch lebenslangen Kerker. Aber man muss auch mal daran denken, wie sich die Opfer fühlen und wie die Gesellschaft die Prozesse im allgemeinen empfindet. Wenn Leute andere aus grober fahrlässigkeit totfahren und trotzdem frei herumlaufen können, dann verlieren die gesetzestreuen Bürger das Vertrauen nicht nur in die Justiz sondenr in die ganze Demokratie. Und genau wenn dieses Vertrauen fehlt, wendet man sich denjenigen zu, die mit süssen Versprechen über totale Sicherheit locken.
    Und was ist fr den Rechtsstaat schlimmer? Ein paar Idioten, die ein bisschen härter angepackt werden, oder rechtschaffende Bürger, die keinen Sinn in der Justiz mehr sehen und selber anfangen, auf die Gesetze keinen Dreck zu geben. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.

  4. Martin, geht es bei der Festlegung des Strafmasses um Sühne? Müssen die Strafen deshalb laufend erhöht werden weil es den Opfern etwas bringt? Bringen härtere Strafen den Opfern überhaupt etwas? Werde sie dadurch wieder lebendig?

    Sicher muss Strafe sein, doch bei uns sind die Strafen bereits hart genug. Gerade kürzlich wurde ein Mazedone, der wegen einem Raserrennen für mehr als 5 Jahre im Gefängnis sass, obwohl er seit 20 Jahren in der Schweiz lebte, ausgeschafft. Was wollt ihr eigentlich noch mehr? Sollen wir die Todesstrafe wieder einführen? Und dann 18 Jährige exekutieren?

    Diese Hetze führt nur dazu, dass es künftig noch mehr Kontrollen und noch mehr Schikanen für Autofahrer gibt und zwar für alle Autofahrer. Heute konnte ich in der Zeitung lesen, dass die Polizei bereits mit Car-Sharing Autos unterwegs ist um Leute zu blitzen. Es gibt immer mehr und immer rafiniertere Blitzanlagen. Meist dienen die nur der Abzocke. Legitmiert werden sie aber mit den Argumenten, die man bei der Raserhetze auch verwendet.

    Ich sehe es so, wie es bereits der Römer Tacitus gesehen hat! Von ihm ist folgende Aussage bekannt:

    Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen. – Publius Cornelius Tacitus (55-120)

    Wir müssen aufpassen, dass wir uns im Nulltoleranz-100%-Vollkasko-Sicherheitswahn keinen goldenen Käfig bauen. Schliesslich wollen einige von uns auch noch möglichst unbeheligt und frei von Polizei- und Justizschikanen leben.

  5. Gegen Radarfallen gibt es ein gutes Mittel. Einfach nicht zu schnell fahren, dann sind keine Einnahmen da und es gibt weniger Radarfallen. Ganz einfach. 🙂

  6. Das ist doch genau das Problem. Anstatt an den einzelnen Tätern ein knallhartes Exempel zu statuieren, führt die Raserdiskussion zu mehr Schikanen des normalen Autofahrers. Ich bin auch gegen den Nulltoleranz-100%-Vollkasko-Sicherheitswahn (schönes Wort übrigens) aber das ist leider momentan der Trend. Überall werden Unmengen von Geldern für Prävention ausgegeben, anstatt im Bedarfsfall zu handeln.
    Durch die heutige (Gerichts-)Praxis werden unzählige Autofahrer kriminalisiert, weil sie ab und zu etwas zu schnell fahren oder sogar das Auto zu lange parkieren. Man sollte besser härtere Strafen aussprechen, wenn wirklich etwas passiert ist.
    Und es geht nicht unbedingt um Sühne. Obwohl dies den Opfern nachweislich hilft, mit ihrer Situation besser zurecht zu kommen. Es sollte meiner Meinung darum gehen, fehlbare Individuen einfach für längere Zeit von der Gesellschaft fernzuhalten.

  7. Genau Urs, Nulltoleranz-Fanatiker versuchen mit Skandalisierung und permanenter Emotionalisierung in den Medien den Volkszorn heraufzubeschwören. Die Medien hetzten völlig undifferenziert gegen ausländische Raser, wie einst die Nazi-Zeitungen gegen Juden. Es geht um die Gleichschaltung der Massen.

    Bereits jetzt bekommen Kritiker der Raserinitiative diese Hetzerei der emotionalisierten Massen zu spüren. Als ich in der FB-Gruppe der Befürworter der Raserinitiative (diese Gruppe wird von den Massenmedien bekannt gemacht) meine Meinung vertrat, wurde ich erst aufs Heftigste beschimpft, dann wurden meine kritischen Beiträge gelöscht und schliesslich wurde ich kommentarlos und ohne Vorwarnung aus der Gruppe geworfen und ausgeschlossen. Das sind Nazi-Methoden. Man versucht auf diese Weise kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen, weil man keine vernünftigen Gegenargumente hat. Diese Hetzerei wird kein gutes Ende finden, wenn sie so weitergeht.

    Mit dem künstlichen Aufbauschen und regelmässigen thematisieren von Ausnahmefällen wollen die Nulltoleranz-Fanatiker allgemeingültige Gesetze, Strafen und harte Regeln durchsetzen um Einzelfälle zu ahnden. Das ist der Witz. Am Ende werden wir alle für irgendwelche Kavaliersdelikte knallhart gebüsst. Da stellt sich dann einfach die Frage ob das wirklich nötig ist. Nach Betrachtung der Verkehrsunfall-Statistik komme ich eindeutig zum Schluss, dass sowohl härtere Strafen als auch mehr Kontrollen unnötig sind. Die Zahl der Verkehrstoten ist seit den 1970er Jahren um über 75% zurückgegangen!!!! Das bei wesentlich höherem Verkehrsaufkommen (höherer Verkehrsdichte) als damals. Wir brauchen weder einen Big-Brother Polizeistaat noch eine Null-Toleranz-Diktatur in der Verkehrspolitik.

    PS: Im Dorf, indem ich lebe, patroullieren an einem Fussgängerstreifen einer Nebenstrasse bereits mit Sicherheitswesten uniformierte Hilfssheriffs und Bürgerwehren und passen auf ihre Kinder auf. Es handelt sich dabei meist um Hausfrauen bzw. Mütter, die sonst nichts zu tun haben und vermutlich um arbeitslose Familienväter. Absolut übertrieben und lächerlich ist sowas. Mich hat man seinerzeit einmal in den Kindergarten begleitet um mir den Weg zu zeigen. Am Fussgängerstreifen vor dem Kindergarten hat man mir „warte, luege, lose, laufe“ beigebracht. Damit hatte es sich. Das in einer Zeit als es wesentlich mehr Todesfälle auf den Strassen gab und Fussgänger auf Fussgängerstreifen noch keinen Vortritt hatten!!!! Überlebt habe ich es trotzdem. Vor dem Kindergarten gab es damals einen Fussgängerstreifen, den die Kinder überqueren mussten. Auf der Strasse war Tempo 50 erlaubt. Heute hat man beim Fussgängerstreifen eine künstliche Verkehrsverengung und eine Tempo 30 Zone geschaffen. Diese Steuergeldverschwendung ist absolut übertrieben. Ich hatte das früher schliesslich auch nicht nötig. Damals fürchteten sich die Eltern eher davor, dass die Kinder von einem Unhold entführt werden. Weil die Zeitungen darüber berichteten. Deshalb wurde mir gesagt, dass ich ja nie mit einem Fremden mitgehen soll. Wenn heute einer an besagter Strasse mit 50 km/h fahren würde, wie damals erlaubt, wäre er innerorts 20km/h zu schnell. Damit wäre er, um es im Jargon der Hetzer zu sagen, ein gemeingefährlicher und rücksichtsloser Raser. Ein fertiger Witz ist das. Damals als ich ein Kind war, wars kein Problem und heute sollen die Leute schon fast ins Gefängnis dafür oder was? Die spinnen, die Römer.

  8. Zitat

    „Mit dem künstlichen Aufbauschen und regelmässigen thematisieren von Ausnahmefällen wollen die Nulltoleranz-Fanatiker allgemeingültige Gesetze, Strafen und harte Regeln durchsetzen um Einzelfälle zu ahnden.“

    Gesetze sind doch immer allgemeingültig, alle sind vor dem Gesetz gleich. Es werden ja auch nur die Leute bestraft die die Gesetze übertreten. Und auch wenn die Anzahl der tödlichen Unfälle glücklicherweise stark abgenommen hat, ist das doch kein Grund, Leute, die das Gesetz übertreten nicht mehr zu bestrafen.
    Und was die sogenannte Raserinitiative betrifft, sie definiert was ein Raser ist. Und mit 50 in einer 30er Zone ist man nach der Formulierung der Raserinitiative noch kein Raser. Auch von Gefängnis ist da nicht die Rede, bei dieser Überschreitung ändert sich ja nicht, es wird weiter nach bereits heute gültigem Gesetzt bestraft. Nachzulesen hier: http://www.raserinitiative.ch/.

  9. @Ayanami, es geht darum, dass man aufgrund von Einzelfällen keine allgemeingültigen Gesetze schaffen sollte. Man sollte immer die Relationen im Auge haben. Wie ich bereits geschrieben habe, ist die Zahl der Verkehrstoten seit den 1970er Jahren bis heute um mehr als 75% zurückgegangen. Das obwohl sich das Verkehrsaufkommen inzwischen verdreifacht hat. Folglich ist es ein Witz, wenn man wegen ein paar Leuten, die aus dem Rahmen fallen extra Strafverschärfungen für alle beschliesst. Das ist wirklich ein absoluter und fertiger Witz. Schildbürger lassen grüssen.

    Gesetze sind formale Normen, mit deren Hilfe man deviantes Verhalten definiert und sanktioniert. Die Initianten wollen aus Kavaliersdelikten Verbrechen machen. Zum grossen Teil ist ihnen das bereits gelungen. Inzwischen ist es ja sogar schon möglich Tempo 30 Zonen auf Hauptstrassen einzurichten. Vor 20 Jahren wäre so ein Schwachsinn undenkbar gewesen. Heute ist es dank der medialen Hetze ein Leichtes genügend Dumme zu finden, die sowas unterstützen. Bald ist man also schon ein gemeingefährlicher und rücksichtsloser Raser wenn man auf der Hauptstrasse mit Tempo 50 geblitzt wird. Früher wäre man mit demselben Tempo ein Schleicher gewesen. So ändern sich soziale Normen und die Definition von deviantem Verhalten.

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