Bluttat von Greifensee

Von Alexander Müller veröffentlicht am 13. März 2017 | 486 mal gesehen

Am 28. Mai 1444 ereignete sich in der Region Greifensee ein Kriegsverbrechen. Ein Tag vorher musste sich die Besatzung der Festung Greifensee nach vierwöchiger Belagerungszeit ergeben.

Nachdem sich die verbliebene Besatzung von Greifensee ergeben hatte, es waren noch gut 62 Mann,  wurden sie von den Siegern am darauffolgenden Tag gnadenlos nach IS-Manier enthauptet. Alles Bitten der angehörigen Eltern und Ehefrauen samt Kindern half nichts.

Der Schwyzer Chronist Hans Fründ schrieb:
«Es sei das Erbärmlichste gewesen, das man je gesehen habe. Die Hingerichteten seien zu einem guten Teil nur arme und am Krieg unschuldige Bauersleute gewesen»

Damit trifft Fründ den Nagel wohl auf den Kopf. Greifensee wurde angegriffen und die angegriffene Bevölkerung hat sich gewehrt, was ihr gutes Recht ist.

Hinrichtung der Besatzung der Festung Greifensee

Hinrichtung nach IS-Manier durch Enthauptung:

Hinrichtung der Besatzung der Festung Greifensee

Die Mitte des 15. Jahrhunderts dünnbesiedelte und vergleichsweise schlecht erschlossene Herrschaft Greifensee dürfte sich bis in die Zeit der Helvetik nicht mehr von diesem hohen Blutzoll und den Folgen erholt haben.

Was ich mich frage ist, warum die Stadtzürcher nicht mit einem Entsatzheer den Belagerten zu Hilfe eilten. Schliesslich wussten sie von der Belagerung, da Frauen und Kinder aus Greifensee Zuflucht in Zürich suchten. Es wäre genug Zeit gewesen in Zürich und Umgebung Truppen zusammenzuziehen und den Eidgenossen entgegenzutreten. Schliesslich hielten die Belagerten ganze vier Wochen der Belagerung stand! War den Stadtzürchern das Schicksal der Greifenseer egal? Eine offene Frage, auf die ich noch keine Antwort weiss.

Wenn wir in der Schweiz eine BBC hätten, würde es wohl schon längst einen guten Dokumentarfilm über dieses Massaker auf dem Gebiet des heutigen Kantons Zürich geben. Aber die Sache ist wahrscheinlich sowohl den Stadtzürchern als auch vielen anderen Schweizern peinlich. Daher wird hier wohl wie bei peinlichen Dingen in der Schweiz üblich, ein Schwamm drüber gelegt und die Sache vergessen.

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